1977 gehörte der korsische Gitarrist Henry Padovani zur Gründungsbesetzung von The Police. Doch schon vor dem ersten Album wurde er gefeuert. Heute nennen manche den Jimi-Hendrix-Fan den „korsischen Lou Reed“. 2016 erschien mit „I Love Today“ das aktuelle Soloalbum des Songwriters und Gitarristen. Und das ist eine musikalische Melange mit Rock, Blues, Chanson und Klassikern der Musikgeschichte als Zutaten.
Der Verweis auf Lou Reed ist so falsch gar nicht – jedenfalls dann nicht, wenn der Titelsong „I Love Today“ losgeht. Hier ist der reduzierte Sound und Groove, wie man ihn auch von Reed Songs kennt. Doch schon bei der nächsten Nummer ist jegliche Rockassoziation daneben. Jazzig-verrucht mit Klarinette und Gypsy-Feeling kommt „Give Me Love“ daher. Und „Lean Love“ kann dann sogar die Fans von akustischem Blues begeistern. Reizvoll der Kontrast zwischen der vollen und eleganten Gitarre und der unsicheren, fast gebrochenen Stimme des Sängers. Bei „Skeleton Blues“ vermischen sich dann Blues, Chanson und Tom Waits zu einem geisterhaften Sound, der einfach nur noch großartig ist. Selbst „Jealous Guy“ von John Lennon und „Into My Arms“ von Nick Cave entlockt Padovani ganz eigne und unerhörte Nuancen.
„I Love Today“ ist ein Album für Fans intelligenter Songs, die sich nicht um Genrezuschreibungen scheren. Wer Anklänge an Police sucht, wird sie hier nicht finden können.