Harry Manx und Kevin Breit spielen so ziemlich alle Instrumente, die mit Saiten versehen werden. "Strictly Whatever", ihr zweites gemeinsames Album bei Stony Plain ist eine Mixtur aus Blues, Folk und elektrischem Roots-Rock.
In der kanadischen Akustik-Szene – und längst darüber hinaus – sind Harry Manx und Kevin Breit jeder für sich Superstars. Breit etwa hat schon auf diversen Hit-Alben etwa von Norah Jones, Cassandra Wilson oder k.d. lang gespielt, stand aber auch mit Hugh Laurie, Lou Reed oder Roseanne Cash schon im Studio. Und Harry Manx wurde in Kanada schon sieben Mal mit dem Maple Blues Award ausgezeichnet. Während langer Aufenthalte etwa in Indien, Brasilien, Europa und Japan hat er deren Musikstile aufgenommen und daraus einen eigenen Stil geformt, der ab und zu selbst die Traditionen der klassischen indischen Ragas mit denen des Blues verbindet. Eine ziemlich beeindruckende Liste ist das, die das verdienstvolle Label Stony Plain zu "Strictly Whatever" mitliefert. Doch wie funktioniert das in der Praxis?
Der Opener "Sunny" lässt einen gleich mal die Frage stellen, warum man dieses Stück denn unbedingt noch zum 257. Male covern soll. Doch diese melancholische Lesart des Klassikers von Bobby Hebb bringt einen in die richtige Stimmung für die folgenden von den beiden Musikern geschriebenen Stücke. Und auch das zweite Cover, John Lee Hookers "Mr. Lucky" klingt durchaus nicht nach dem ungeschliffenen Boogie des Meisters sondern elegant und langsam dahinperlend. "Nothing I Can Do" etwa ist ein entspannter Shuffle, bei "Hippy Trippy" gibt es Ausflüge in die psychedelischen Klangwelten der 60er mit Sitar-Anklängen. Fast ganz traditionell geht es dann bei "Little Ukelele" zu.
Für europäische Hörer könnte man – wie immer natürlich mit den nötigen Abstrichen – Vergleiche etwa zu Hank Shizzoe ziehen, der die Roots- und Bluesmusik immer durch seine Brille neu deutet. Und das ist etwas, was vielen Bluesrockern heute abgeht: Der Blick auf die Tradtion in großem Respekt und die Suche nach ganz eigenen Geschichten und Klangidealen, um diese umzusetzen. In dem Sinne ist "Strictly Whatever" nicht nur ein wirklich gutes Bluesalbum für ruhige Abende sondern auch ein Lehrstück dafür, wie man heute Bluessongs schreibt, die gleichzeitig traditionell und aktuell sind.