gobodobroRagtime, Blues und Oldtime-Jazz findet sich auf „Little Country Boy“ des französischen Duos Gobodobro.

In einem Interview wurde ich heute gefragt, ob ich die Freie Musik für ein zukunftsträchtiges Modell halte oder ob die Musik, die unter diesen Lizenzen veröffentlicht wird einfach nur von hoffnungslosen Fällen stammt, die keine Öffentlichkeit verdient hätten. Wäre ich nicht seit Wochen immer wieder auf herausragende Musiker gestoßen, die ganz bewußt ihre Musik kostenlos im Internet zur Verfügung stellen würden, müsste mich dieses Album hier davon überzeugen, dass dieses Modell sinnvoll und zukunftsträchtig sein kann.

Gogodobro, gegründet schon vor zehn Jahren spielt folkigen Ragtime, Blues und Oldtime-Jazz. Geprägt wird das Album von den immer wieder überraschenden Fähigkeiten der beiden Musiker auf der Dobro und der Gitarre: Slide (Patrice) meets Fingerpicking (Henri). Würde die Band aus den USA stammen, hätte ich sie beim ersten Hören irgendwo zwischen der Ostküste (Piedmont-Blues!) und den Appalachen mit ihrer Folkmusik angesiedelt. Aber bei den Gesangsnummern kommt dann deutlich heraus, dass es eben keine Amerikaner sondern Franzosen sind, die hier ihren Good-Time-Blues spielen. Deutlich wird das auch, wenn immer mal wieder die Schwermut der Roma in den Gitarrenlinien aufblitzt. Ein großartiges Album! Und wenn man jetzt fragt, warum das unter freier Lizenz veröffentlicht wird, dann frage ich: Welche Plattenfirma hat heute noch den Mut, solche Nischenmusik zu veröffentlichen? Und wer würde sie dann hören? So besteht auf jeden Fall die Chance, dass auch Menschen reinhören und sich dafür begeistern, die sonst mit Folk und Blues und Ragtime nicht viel am Hut haben, weil sie es nicht kennen.