meade_glennMordende Priester im Auftrag des Vatikans, vertuschte oder in den Archiven in Rom vergrabene Geheimnisse, die die Welt des Glaubens auf den Kopf stellen könnten, sind als Spannungselement einfach zu verlockend. Und auch wenn offiziell die Schriftfunde aus Qumran längst veröffentlicht sind, ranken sich um die Hinterlassenschaften der Essener doch immer noch Spekulationen. Mit diesen spielt Glenn Meade in seinem aktuellen Thriller „Der zweite Messias“.

Oh nein, nicht schon wieder eine Jesus-Verschwörung klagt im Internet eine Rezensentin. Ich kann diesen Stoßseufzer verstehen – doch wenn man sich dennoch auf Meades Roman einlässt, kann man selbst als theologisch vorgebildeter Leser angenehm und anregend unterhalten werden.

Denn wenn man Meade eines zugestehen muss: seine Romane sind immer ausgezeichnet recherchiert. Und so ist die Spekulation um den Fund einer Schriftrolle, in der Jesus als Messias bezeichnet wird, ein äußerst guter Ausgangspunkt für eine spannende Geschichte, bei der die üblichen Zutaten (Schatzräuber, gemeinsame Aktionen von Mossad und dem Geheimdienst des Vatikans,…) und Schauplätze (unter anderem der Untergrund von Rom mit seinen antiken Hinterlassenschaften) zwar nicht neu, laden aber zum Nachdenken über wirklich wichtige Fragen ein.

Damit meine ich nicht die Spekulationen um einen möglichen Hochstabler, der Jesu Namen geklaut hat, um sich zu bereichern. Wundertäter und selbst ernannte Messiasse waren zur Zeit Jesu nicht die Ausnahme sondern ein verbreitetes Übel. Wer sich mit dem religiösen und sozialen Umfeld zu Zeit Jesu beschäftigt, für den ist das kein Schock sondern ein alter Hut.

Nein – die eigentliche Spannung liegt für mich in der Frage nach dem Grund des Glaubens. Und ebenso in den Plänen des im Roman neugewählten Papstes, der nicht nur mit der Geheimniskrämerei des Vatikans Schluss machen sondern selbst von den lieb gewordenen Annehmlichkeiten der reich und satt geworden Kirche Abschied nehmen will, um sich auf den eigentlichen Auftrag Jesu zu konzentrieren. Ein Verzicht auf Reichtum, Dogmatismus und Bürokratie bei der Kirche? Das wäre wirklich ein Schock, wenn auch ein nötiger und heilsamer.

 

  •     * Broschiert: 541 Seiten
  •     * Verlag: Bastei Lübbe; Auflage: 1., Aufl. (Juni 2010)
  •     * Sprache: Deutsch
  •     * ISBN-10: 3404164326
  •     * ISBN-13: 978-3404164325
  •     * Originaltitel: Second Messiah

 

Mordende Priester im Auftrag des Vatikans, vertuschte oder in den Archiven in Rom vergrabene Geheimnisse, die die Welt des Glaubens auf den Kopf stellen könnten, sind als Spannungselement einfach zu verlockend. Und auch wenn offiziell die Schriftfunde aus Qumran längst veröffentlicht sind, ranken sich um die Hinterlassenschaften der Essener doch immer noch Spekulationen. Mit diesen spielt Glenn Meade in seinem aktuellen Thriller „Der zweite Messias“.

Oh nein, nicht schon wieder eine Jesus-Verschwörung klagt im Internet eine Rezensentin. Ich kann diesen Stoßseufzer verstehen – doch wenn man sich dennoch auf Meades Roman einlässt, kann man selbst als theologisch vorgebildeter Leser angenehm und anregend unterhalten werden.

Denn wenn man Meade eines zugestehen muss: seine Romane sind immer ausgezeichnet recherchiert. Und so ist die Spekulation um den Fund einer Schriftrolle, in der Jesus als Messias bezeichnet wird, ein äußerst guter Ausgangspunkt für eine spannende Geschichte, bei der die üblichen Zutaten (Schatzräuber, gemeinsame Aktionen von Mossad und dem Geheimdienst des Vatikans,…) und Schauplätze (unter anderem der Untergrund von Rom mit seinen antiken Hinterlassenschaften) zwar nicht neu, laden aber zum Nachdenken über wirklich wichtige Fragen ein.

Damit meine ich nicht die Spekulationen um einen möglichen Hochstabler, der Jesu Namen geklaut hat, um sich zu bereichern. Wundertäter und selbst ernannte Messiasse waren zur Zeit Jesu nicht die Ausnahme sondern ein verbreitetes Übel. Wer sich mit dem religiösen und sozialen Umfeld zu Zeit Jesu beschäftigt, für den ist das kein Schock sondern ein alter Hut.

Nein – die eigentliche Spannung liegt für mich in der Frage nach dem Grund des Glaubens. Und ebenso in den Plänen des im Roman neugewählten Papstes, der nicht nur mit der Geheimniskrämerei des Vatikans Schluss machen sondern selbst von den lieb gewordenen Annehmlichkeiten der reich und satt geworden Kirche Abschied nehmen will, um sich auf den eigentlichen Auftrag Jesu zu konzentrieren. Ein Verzicht auf Reichtum, Dogmatismus und Bürokratie bei der Kirche? Das wäre wirklich ein Schock, wenn auch ein nötiger und heilsamer.

    * Broschiert: 541 Seiten

    * Verlag: Bastei Lübbe; Auflage: 1., Aufl. (Juni 2010)

    * Sprache: Deutsch

    * ISBN-10: 3404164326

    * ISBN-13: 978-3404164325

    * Originaltitel: Second Messiah