CoverEs soll ein Abschied aus der Musik werden: Mit "Ghost On The Canvas" und der zugehörigen Tournee verabschiedet sich der Country-Sänger und Songschreiber Glen Campbell von seinen Fans. Als Songschreiber oder Mitspieler waren unter anderem Jakob Dylan, Brian Setzer und Chris Isaaks beteiligt.

Wenn man seinen Blick und seine Ohren immer mehr auf die aktuellen und möglichst unabhängigen Produktionen lenkt, dann verpasst man einen großen Teil der Musikgeschichte. Allerdings gibt es Lieder, denen man auch dann niemals vollständig entkommen kann, weil sie auch nach Jahrzehnten noch so häufig im Radio laufen, sie niemals vergessen werden können. Glen Campbells "Rhinestone Cowboy" gehört da ebenso dazu wie sein "Wichita Lineman". Doch Campbells Karriere als Musiker beginnt nicht erst mit seinen Erfolgen als Countrysänger.

Schon zuvor gehörte er in Kalifornien zu einer Gruppe von Studiomusikern, die so ziemlich bei jeder bedeutenden Session beteiligt waren und an Aufnahmen von Elvis Presley oder Dean Martin ebenso mitwirkten wie bei Simon & Garfunkel und zahllosen anderen. Als Studiogitarrist war Campbell so gut im Geschäft, dass er das Angebot der Beach Boys ausschlagen konnte, als Ersatz für Brian Wilson dauerhaft einzusteigen.

Später hatte Campbell seine eigene Fernsehshow, sang zahllose Hits, wurde in diverse Halls of Fame aufgenommen. Und dann folgte die Diagnose: Alzheimer. Anstatt sich still und heimlich zurück zu ziehen, geht Campbell damit offensiv um: Bevor die Krankheit ihn unfähig dazu macht, sich würdig aus der Musik zu verabschieden, nimmt er noch ein Album auf und macht noch eine Tour. Dann soll Schluss sein. Konsequent und bewundernswert.

Also jetzt "Ghost On The Canvas" – für ihn eine Art musikalische Autobiografie, ein Rückblick auf Höhen und Tiefen, auf Erfolge und Abstürze. Die durch die Bank neu von ihm und Produzent Julian Raymond oder Fans wie Paul Westerberg oder Jakob Dylan neu geschriebenen Songs pendeln zwischen sanfter Melancholie, ein wenig Rührseligkeit und trotzigem Aufbegehren gegen das Schicksal. Das ist Country im Sinne vom "Blues des weißen Mannes", das ist musikalischer Seelentrost ohne falsche Vertröstung. Und vor allem: es ist gute Musik. Auch wenn ein Song für die Ewigkeit wie der Rhinestone Cowboy hier nicht zu finden ist. Aber der würde auf diesen persönlichen Abschiedsgruß auch nicht wirklich passen.

"Ghost On The Canvas" erscheint in Deutschland am 2. September. Wenn man Glen Campbell noch mal live erleben möchte, muss man bis zum Herbst und Winter warten. Bislang sind allerdings noch keine Termine in Deutschland bekannt.