Auch wenn Gemma Ray Lieder anderer Interpreten singt, bleibt sie ihrem düster-vielschichtigen Popklang treu. Selbst Klassiker wie "Bei mir bist du schön" klingen auf "It's A Shame About Gemma Ray" wie ein Beitrag zum Soundtrack eines Filmes von Jarmusch oder Kaurismäki.
Nein, der Vergleich, Gemma Ray klänge wie Norah Jones mit den Drogen von Amy Winehouse ist einfach bescheuert. Aber was lässt man sich nicht alles einfallen, um eine Künstlerin zu beschreiben, die sich den sonst so gängigen Klischees erfolgreich widersetzt?
Als sie 2008 mit "The Leader" ihr Debütalbum vorlegte, war sie sofort bei den Kritikern beliebt. Und das völlig zu Recht. Denn solch existentialistische und zutiefst persönlich geprägte Popmusik bekommt man viel zu selten zu hören in diesen Zeiten. Selbst über Krisen und Abstürze singt man heute viel lieber in netter und fast plüschiger Weise. Wenn man mal von Amy absieht. Daher wahrscheinlich auch der Vergleich.
Als es dann hieß, sie würde nach bislang zwei Alben mit eigenen Songs ein Album mit Coverversionen veröffentlichen, war die Spannung groß: Natürlich fragte man sich, welche Lieder man drauf wiederhören könnte. Und auch, wie Gemma mit den klassischen Songs umgehen würde.
Das Ergebnis: Wenn man nicht wüsste, dass "It's A Shame About Gemma Ray" ein Coveralbum ist, käme man nicht auf den Gedanken. Denn was sie macht, sind keine einfachen Cover bekannterer und unbekannterer Lieder sondern radikale Neuinterpretationen. Aus Liedern wie "Just Because" oder "Big Spender" werden scheinbar aussichtslose Dramen für die späten Stunden der Dämmerung kurz vor der völligen Dunkelheit. Und selbst ein so wundervoll optimistisches Liebeslied wie "Bei mir bist Du schön" offenbart hier dramatische Zwischentöne, die man so nie bei dem Song erwartet hätte. 16 Songs – 16 Kostbarkeiten – ein rundweg empfehlenswertes Album!