campbell spiderRelaxt, groovy, voller Humor und mit einer unvergleichlichen Gitarre präsentiert sich Eddie C. Campbell auf seinem 2012er Album „Spider Eating Preacher“. Und er scheint mit 72 Jahren dennoch jünger zu sein als ein großer Teil der Blueszene von Chicago.

Nein, ich habe keine Lust, die ellenlange Liste der Musiker aufzuzählen, für die Eddie C Campbell seinerzeit in der West Side von Chicago die Gitare gespielt hat. Namedropping hat der 1939 geborene Sänger und Gitarrist nicht nötig. Hier ist ein Musiker, der in seinem Spiel heute noch den Sound hat, der damals in den Clubs angesagt war. (Und manche vermuten, seine Jazzmaster-Gitarre wäre noch die gleiche wie damals. Aber das ist nicht wirklich relevant.) West Side Funk nennt er seinen Stil. Und das umschreibts genau: Hier sind statt rollender Rockrhythmen eher Funkfundamente zu hören. Und die Gitarre spielt dazu (mit jeder Menge reverb) perlende bis schneidende Linien aus dem Grenzbereich zwischen B.B.King und Jazz. Das ist Urban Blues, das ist Musik weit fort vom Mississippi aber doch noch mit beiden Beinen im Blues. Campbell singt (die meisten der Songs stammen aus seiner Feder) Geschichten, denen man gerne genauer nachforschen würde: Was hat es mit dem spinnenfressenden Pfarrer des Titelsongs wirklich auf sich? Dann gibt es wieder Momente, wo dieser Humor von persönlicher Nähe abgelöst wird, wenn er etwa in All My Life über das lange Leben mit seiner Frau erzählt, die im Übrigen in seiner Band den Bass spielt. (Ok, gerade dieses Lied stammt nun nicht von Campbell sondern von Jimmy Lee Robinson. Aber gesungen und gespielt wird er derartig intensiv, dass es einer Annektion des Liedes gleichkommt.)

Und wenn wir schon bei der Familie sind: auch sein Sohn David Campbell spielt bei zwei Liedern mit und sorgt mit seiner Geige für eine gehörige Abwechslung im klassischen Bluessound. Sein Patensohn Lurrie Bell ist mit Gitarre und Bluesharp bei drei Stücken zu hören und jammt mit dem Patenonkel im letzten Track „Playing Around These Blues“. Damit ist das musikalische Familientreffen komplett. Und hier ist man dann doch musikalisch im Mississippi-Delta angekommen. Und man wünscht sich, das Album würde noch länger dauern in seiner Schönheit. Aber es gibt ja die Repeat-Taste.