CoverDer Winter ist eine klassische Zeit für den Blues, wenn nicht gar für Depressionen. "Seasonal Affective Disorder" von Dazie Mae thematisiert genau das. Der muntere Swing, der das Debütalbum "Velvet Dress & Stockings" noch partiell geprägt hatte, ist einer tiefen Melancholie gewichen.

Auch die "femme fatale" kann den Blues bekommen. Man erinnere sich nur an die letzten Jahrzehnte der großen Marlene Dietrich, die sie abgeschottet in Paris lebte. Dazie Mae – in diesem Fall nicht die Pariser Jazz- & Bluesband sondern die von derselben musikalisch gestaltete Comicfigur – hat diesen Blues ebenso erwischt. Zu viele Enttäuschungen mit den Männern, mit sterbenden Idolen, alles scheint düster und grau zu sein.

Die Musik von Dazie Mae ist daher jetzt auch kein Swing mehr, sondern jazziger Blues oder bluesiger Jazz jeweils mit einer Dosis Chanson angrereichert. Es ist ein betörend trauriges Album geworden, was das Quartett innerhalb von drei Tagen live in einem Studio eingespielt hat. Zwar ist Sängerin Jeanne keine Marianne Faithful oder Billy Holiday. Doch ihre scheinbar so mädchenhaft brüchige Stimme lässt einen einfach nicht mehr los. Klavier, Gitarre und Bass (die anderen drei Viertel der Band) werden hier nur manchmal von Schlagzeug und Violine unterstützt, um die nötige Tragig der Stimmung noch zu unterstreichen. Wenn man mir jetzt noch einen guten Whisky gibt, dann bleib ich die nächsten Stunden bei dieser Platte hängen…

 Als Vertreter der freien Musikszene sind Dazie Mae ein Beispiel dafür, dass das Verschenken von Musik auch profitabel sein kann. Finanziert hat das Quartett ihr neues Album nämlich komplett aus Spenden, die sie über Jamendo und andere Seiten von Fans bekommen haben.