Es ist eine Tradition, die sonst in der christlichen Welt ziemlich einmalig ist: Die Beerdigung wird als große Party zelebriert. Und jeder Mensch hat darauf Anspruch. Diese Beerdigungsparty, die einen großen Anteil an der Entwicklung des Jazz hat, geht auf westafrikanische Traditionen zurück, die von Sklaven in ihrer neuen Heimat weiter gepflegt wurden. Unter dem Deckmantel von Clubs und Logen wurden Gelder gesammelt, um allen Mitgliedern einen würdigen Tod zu ermöglichen. Und dazu gehört auch immer die passende Musik: traurig und klagend bis zum Friedhof und danach ausgelassen und fröhlich, sich über den Tod lustig machend.

Längst sind diese alten Stücke in den klassischen Jazz-Kanon eingegangen, werden von zahllosen Kapellen selbst beim Dixieland-Frühschoppen musikalisch hingerichtet. Das hat mit der aktuellen Beerdigungsmusik der Brassbands in New Orleans heute nicht mehr viel zu tun. Doch wenn man sich den Sampler Dead Man Blues anhört, kann man auf den zwei CDs Aufnahmen entdecken, die noch die alte Trauer und die alte Fröhlichkeit jenseits des Biergartens atmen. Neben bekannten Namen wie Louis Armstrong oder Jelly Roll Morton sind hier Aufnahmen aus der Zeit der 20er bis 50er Jahre versammelt, die nur noch Spezialisten bekannt sein dürften. Klassische New Orleans-Musiker findet man hier ebenso wie Jazz-Aufnahmen aus New York oder Chicago.

Hervorragend von der Aufmachung her (großartige Fotos und informative Biografien sowie die Details zu den einzelnen Aufnahmen) und unschlagbar vom Preis ist das Doppelalbum eine echte Empfehlung für alle Fans des klassischen Jazz wie die der Musik von New Orleans allgemein.