Jonny Lang Als 1998 das dritte Album „Wander This World“ von Jonny Lang erschien, bekam er dafür seine erste Grammy-Nominierung. Und er bewies, dass er wesentlich mehr war als ein schnell verschwundenes Blues-Wunderkind.

 Ich gebe es zu: Wenn irgendwo wieder mal ein Wunderkind gefeiert wird, werde ich sofort skeptisch. Und ich höre überkritisch hin. So ging es mir etwa 1995, als „Smokin“ von Kid Jonny Lang & The Big Bang erschien. Der damals 15jährige Gitarrist wurde offensiv als neuer Bluesheld gefeiert. Aber mir war das alles zu klinisch, zu perfekt – und überhaupt nicht wirklich dem Bluesfeeling angemessen. Auch „Lie To Me“, sein erstes Soloalbum konnte mich nicht überzeugen. Umsomehr war ich jetzt überrascht, als mir sein 1998er Album „Wander This World“ in die Hand fiel. Um ein vielzitiertes Klischee zu bemühen: Lang klingt auf diesem Album wesentlich älter, als er eigentlich ist.

Mit dem Produzenten David Z (der unter anderem zahlreiche Alben von Prince produzierte) legte der Sänger und Gitarrist ein Album vor, was nicht der reinen Lehre vom Bluesrock frönt, sondern genausoviel mit Soul, Funk oder Rock zu tun hat wie mit dem Blues der 90er Jahre. Und so ist die Liste der Vorbilder, die er angibt mit Albert Collins, B.B. King, Luther Allison aber auch Otis Redding nicht vermessen: Auf dem Album finden sich mit Angel of Mercy oder Cherry Red Wine klassische Bluessongs aber daneben auch von Soul und Funk getriebene Bluesrocker wie Walking Away oder Second Guessing.

Langs Gitarrenspiel ist nicht spektakulär – aber immer songdienlich, was bei einem Jungspund äußerst selten vorkommt, da die Versuchung, sämtliche eingeübten Spielereien öffentlich vorzuführen oft viel zu groß ist. Und auch sein Gesang hat auf der Platte nicht mehr die nervige Kreischigkeit, die mich auf Lie To Me noch so geärgert hatten.  Und insgesamt kann man nur sagen: Wander This World ist ein noch heute gut hörbares Bluesalbum, das ein mehrfaches Wiederhören mehr als verdient hat.