Mit Alben wie „Let‘s Roll“ hatte Etta James mit großem Erfolg deutlich gemacht, dass sie auch am Anfang des 21. Jahrhunderts noch heftig rockenden Blues und Soul singen konnte. Überraschend kam daher für viele das 2006 veröffentlichte „All the Way“. Denn das ist ein fast überproduziertes Popalbum mit Songs zwischen 1930 und den 90er Jahren.
Und die Mixtur überrascht ebenso sehr: Von Songs aus dem American Songbook („All The Way“) über Bernsteins „West Side Story“ („Somewhere“) bis zu John Lennon („Imagine“) und Simply Red („Holding Back The Years“) oder R. Kelly („I Believe I Can Fly“).
Leider leidet das Album nicht nur an der fast sterilen Produktion (hier spielen nicht wie zu Chess-Zeiten echte Streicher, sondern es nerven synthetische Geigensounds auf dem Keyboard!) sondern vor allem auch daran, dass einige Interpretationen schlicht langweilig geraten sind. „Imagine“ ist hierfür ein abschreckendes Beispiel. Besser kommen hier Songs wie James Browns „It‘s A Mans Mans World“ mit seiner spanischen Gitarrenbegleitung oder „Purple Rain“, das von James mit jeder Menge Gospel-Feeling dargeboten wird. Und natürlich Bobby Womacks „Stop on By“, das hier mit dem nötigen dreckigen Funk daherkommt.
Wenn Etta versucht hatte, mit "All The Way" den Weg zurück in die Radiostationen abseits des Bluesmarktes zu finden, ging dieser Versuch daneben.