Eric Clapton hat mal wieder ein Studioalbum vorgelegt. "Clapton" zelebriert Schönklang zwischen Blues, Jazz und Schmalz unter anderem mit Sheryl Crow, J.J. Cale und Wynton Marsalis.
Es gibt Künstler, bei denen die Kritiker kaum noch positive Erwartungshaltungen haben. Eric Clapton gehört dazu. Denn der Gitarrist hat einfach zu viele schlichtweg langweilig geratene Studiowerke vorgelegt. Es gibt keine Zweifel an den Fähigkeiten von Mr. Slowhand. Doch zu wenig von ihnen hat er bei seinen Platten der letzten Jahre blicken lassen. Aufregend und spannend waren dann eher Konzerte mit seinen alten Freunden von Cream oder mit Steve Winwood. Da war noch was von dem Feuer zu spüren, das in den 60er Jahren die Fans zu den "Clapton Is God"-Graffitis inspirierte.
"Clapton" (Warner) sei so nicht beabsichtigt gewesen, hatte der Künstler im Vorfeld der Veröffentlichung in Interviews gesagt. So, das meint: in dieser Stilmischung, in der das Album heute vorliegt. Denn neben Blues (nein, liebe Kritiker: eine Neuentdeckung desselben hatte Slowhand jetzt nicht schon wieder nötig! Spätestens seit "From The Cradle" hat Clapton den Blues niemals mehr völlig aus dem Blick verloren.) finden sich Ausflüge in den Jazz a la New Orleans und auch noch jede Menge Balladen voller Streicher.
Das Ergebnis wird die Fans des harten und zupackenden Bluesrock sicherlich in einen schnellen Tiefschlaf versetzen. Es ist ein sehr relaxtes Album geworden, ein Alterswerk, wo Clapton mit den verschiedensten Musikern zusammen einfach Spaß im Studio hatte. Neben Langzeitpartner Doyle Bramhall II (der auch co-produzierte) haben auch Derek Trucks oder JJ Cale ihre Sounds einfließen lassen in die Neuinterpretation von bekannten oder obskuren Bluesstücken. Und Sheryl Crow schmachtet mit Clapton durch "Diamonds Made From Rain". Das ist perfekt und gleichzeitig so relaxt, dass es fast weh tut. Eine der treibendsten und besten Nummern ist das von Clapton und Bramhall gemeinsam geschriebene "Run Back To Your Side". Hier wurde die Handbremse vorher gelöst.
Doch dann sind da auch wieder Titel, die man so nicht von Clapton erwartet hätte. Denn als Jazzsänger und Gitarrist hat man ihn nicht wirklich auf der Liste. Doch wenn er dann mit Wynton Marsalis und Allen Toussaint und weiteren Bläsern ein wirkliches New Orleans-Feeling aufkommt wie in "When Somebody Thinks You're Wonderful", dann wünscht man sich, die ganze Plätte wäre so. Seit Ry Cooders "Jazz"-Album hab ich so etwas von einem vom Blues herkommenden Gitarristen nicht mehr gehört. Vielleicht könnte das der Weg sein, auf dem Clapton in den nächsten Jahren nicht nur selbst Spaß hat sondern auch den Hörern selbigen vermittelt. Der Bluesrocker, der voller jugendlichem Überschwang neue Welten auf der Gitarre und quer durch die Bluesstile erkundete, den können andere inzwischen eher spielen. Doch den reifen und relaxten Gitarristen, der kleine Jazz-Geschichten erzählt, dafür muss man Claptons Erfahrung und Alter haben. Sonst wirkt es aufgesetzt und unglaubwürdig.