eliza nealsNein, hier ist keine der Blondinen am Werk, für die Aussehen und Stil vor der Musik kommen. Auch wenn sich Eliza Neals „The Detroit Diva“ nennt: Diese Diva hat Krallen und scharfe Zähne. Und sie singt auf ihrem Debüt „Messin With A Fool“ auch von den Problemen ihrer Heimatstadt.

Was ist eigentlich eine Diva? Marlene Dietrich ist wahrscheinlich eine gewesen. Eine starke Frau, die im Zweifelsfall lieber ihren eigenen Kopf durchsetzte, als sich um Konventionen zu scheren. Wenn sie damit Schwierigkeiten bekam – ob nun mit Hitler oder mit übereifrigen Tugendwächtern – da war sie Frau genug, um damit klar zu kommen.


„I like pig“ – naja, eigentlich wäre ich lieber ein Mann, dann würde ich mit allem durchkommen. – „Misery“ – Klar doch, die Liebe ist immer wieder ein Grund zum Klagen. Blues und Soul sind da für jemanden aus Motorcity schon mal nicht die schlechtesten Ausdrucksmuttel. Wenn auch der Soul nicht als Soulpop a la Motown kommt sondern in seiner rockenden Variante, die das künstliche Knistern, das der Aufnahme zugefügt wurde, wirklich nicht braucht. Und wenn Neals dann noch vom „Man’s Man“ singt, der die ganze Nacht durchhält und einen noch dazu niemals fallen lässt, ist klar: Eliza Neals ist wirklich keine zartbesaitete Möchtegern-Pop-Tussi, die uns von den Talentshows immer wieder präsentiert werden. Sie ist eine Rocksängerin mit gehörigen Wurzeln im Blues und Soul. Hier geht’s nicht um polierte Produkte für die Teeniehörer sondern um Musik für Erwachsene. Und zwar für Erwachsene, die das Denken und Fühlen noch nicht völlig verlernt haben.

Und auch wenn sich die blonden Haare und das mädchenhafte Gesicht gut auf Zeitschrifencovern machen, ist Eliza Neals trotzdem nicht bereit, dafür auf ihre Ecken und Kanten zu verzichten. Diva halt.

Begleitet wird sie auf ihrem Debüalbum von einer Riege altgedienter Musiker aus der Blues- und Soulszene nicht nur ihrer Heimatstadt. Und sie ließ sich Songs von den legendären Songwritern Detroits schreiben, auch wenn sie selbst als Songwriterin letztens einen Detroit Music Award erhielt. Daraus entsteht „Messin With A Fool“, eines jener Alben, die leider in den normalen Radiostationen kaum eine Chance haben, die einen aber daran erinnern, dass es zum Glück noch immer Musiker gibt, denen Glaubwürdigkeit wichtiger als der schnelle Ruhm ist. Die lieber Probleme ansprechen wie die wirtschaftliche Aussichtslosigkeit eine Stadt wie Detroit („Raining In Detroit“). Oder die den Männlichkeitswahn ihrer Bewunderer auf die Schippe nehmen, die es niemals schaffen, wirklich erwachsen zu werden („Livin With Yo Mama“). Und wer sagt eigentlich, dass eine Diva nicht auch rocken dürfe?