WP--EditorialFans handgemachter Musik gibt es in Greifswald eigentlich genügend. Doch für engagierte Veranstalter fehlen Räumlichkeiten für Konzerte. Auch die in der Sanierung befindliche Stadthalle wird die Situation wohl kaum verbessern.

Die Idee klang prima: Ein Blueskonzert mit drei Bands sollte es geben: eine süddeutsche Southern-Rock-Gruppe, ein Bremer Duo und wahrscheinlich noch eine Greifswalder Band. Für live gespielten Blues gibt es hier durchaus ne Menge Publikum. Doch leider keine Räume. Und so fällt das für Mitte Juli geplante Konzert jetzt aus. Und damit scheitert mal wieder ein Versuch, die Live-Musik-Szene jenseits von Klex und Studentenclubs in der Stadt zu bereichern.

Der private Veranstalter wandte sich zuerst an St. Spiritus – doch auch wenn zu dem Termin die Räume frei gewesen wären, wollte das soziokulturelle Zentrum einem am gleichen Wochenende geplanten Auftritt von Musikern der Prinzen keine Konkurrenz machen. Und das Medienzentrum der Universität – so ziemlich der einzige Saal entsprechender Größe neben dem Spiritus in der Stadt – steht für private Veranstalter nach dem Willen des Kanzlers der Uni nicht zur Verfügung. Das IKUWO würde zwar auch ausreichen, doch funktioniert es für private Konzertveranstalter nicht, da das Kultur- und Wohnprojekt nicht für solche Veranstaltungen auf die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf verzichten kann und will. Und diese muss man heute eigentlich mit einkalkulieren, wenn man die Eintrittspreise in normalem Rahmen halten will.

So bleibt Greifswald für Freunde der handgemachten Musik jenseits von Ska, Punk und Hardcore eine absolute Wüste. Kaum ein Kneiper kann und will sich das Risiko von Live-Auftritten leisten. Nur das „Blau-Weiß“ organisiert immer wieder mal Oldie-Nächte und open-Air-Konzerte, demnächst mit Frank Zander.

Im städtischen St. Spiritus spielen jedes Jahr die gleichen Bands und Musiker. Und bei „Rock im Theater“ (mittlerweile auch schon öfter im Spiritus) finden die ewig gleichen Auftritte von zu oft gehörten Altstars der DDR statt. Selbst die Musiknächte haben an Feuer verloren. Die Programme der letzten Jahre ähneln sich immer mehr. Experimente finden da nicht statt – für so eine Aktion muss der Veranstalter mit ner bestimmten Zahl von Besuchern rechnen – und er glaubt, die nur mit ner Menge Cover-Bands in die Innenstadt locken zu können.