laddie bridgesManche Fans meinen im Internet, gegen Mitch Laddie würde Joe Bonamassa alt aussehen. Sein zweites Album „Burning Bridges“ hat der 21jährige Gitarrist und Songwriter gleich selbst produziert. Die Fans harter Rockgitarren mit bluesigen Anklängen werden das Album lieben. Und wer sich ausführlich mit Laddies Songs beschäftigt, kann einen durchaus intelligenten und engagierten Songwriter entdecken.

Nein, ich werde nicht schon wieder meine Litanei anstimmen über all die jungen oder junggebliebenen Gitarrenhelden, die technische Fertigkeiten präsentieren aber den Blues nicht mal erkennen würden, wenn er sie in den Hintern treten würde. Denn auch wenn „Burning Bridges“ vom Stil her genau in diese Kategorie gehören könnte, war ich doch beim zweiten Hören von den Songs überrascht. Von seiner Aktualität her passt die Scheibe gut zu Alben wie „Blues For The Modern Daze“ von Walter Trout.

Die Hilflosigkeit, die man angesichts all der Krisenmeldungen verspüren kann, hat Laddie in Songs gepackt: Nein, die Freiheit, an die wir alle glauben, wird für die meisten Menschen nicht kommen. Es ist nicht die Freiheit, es sind nicht Ideale wie „Love & Peace“, die die Welt am Laufen halten. Es ist das Geld. Alles andere ist Illusion, klagt er in „Paper In Your Pocket“. Und letztlich fühlt man sich so hilflos, dass man sich danach sehnt, dass Mutter einen in den Arm nimmt und alles in Ordnung bringt. („Time Is Running Away“) Die Träume fliegen draußen vor dem Fenster vorbei, doch resigniert weiß man, dass man niemals den Mut hat, rauszugehen. Und schon gar nicht, den Träumen nachzufliegen. Alleine schon gar nicht. Aber ist da jemand bereit, einen zu begleiten? („Would You?“)

Das sind so gar nicht die Themen, die ich von einem jugendlichen Bluesrocker heutzutage erwarten würde. Das sind Songs, die in ihrer Direktheit und Offenheit einen daran erinnern, was man früher an Rockmusik so mochte: Dass sie ein Protest ist gegen alle Enge, gegen alle Hohlheit und Verlogenheit. Und da passt dann auch, dass Laddie als einzigen Coversong für sein Album den „Inner City Blues“ von Marvin Gaye ausgewählt hat, das Lied eines ebenso fragenden und desillusionierten Kollegen.

Ach so: Ansonsten ist „Burning Bridges“ musikalische Standardware: Ein knochentrockenes Rocktrio mit heftigem Bums von der Rhythmusgruppe (Lee Clifford – dr, Rhian Wilkinson – bg) und ein technisch über jeden Zweifel erhabener Gitarrist, der zwischen Hendrix, Stevie Ray Vaughan und Rory Gallagher seine Bluesrockahnen studiert hat. Leider folgt er der Tendenz, den Blues immer mehr nur noch als Alibi zu führen. Das hier ist kein Bluesrock mehr, sondern Hardrock.