08duosonnenschirm01Auch mit großem Orchester oder realen Alltagsgeräuschen lassen sich die brachialromantischen Moritaten des Duos Sonnenschirm gar trefflich untermalen. Beleg dafür ist das Album „Der Durchbruch“, das Lieder aus der Zeit zwischen 1993 und 1995 enthält und sich beileibe nicht nur den Befindlichkeiten der gewendeten Ossis widmet.

Wobei allerdings gerade Stücke wie die nie (oder erst 1989) endende Fahrt mit dem alten 311er Wartburg über die Rastplätze der DDR für gelernte Ossis den größten Spaßfaktor beinhalten. Aber auch solche Werke wie „Der Jahrestag“ über das Jubiläum eines Grenzdurchbruchs mit Dampfwalze sind als Westdeutsche wohl nicht so leicht zu genießen. Dafür sind Absurditäten wie der garstige Schispringer (es war die große Zeit vor dem Ende von Weißflogs Karriere und dem Absturz der deutschen Adler in die Bedeutungslosigkeit) auch ohne das zu verstehen.

Am bösartigsten ist die Schilderung der Rentnerkaffeefahrt mit jeglichem denkbaren Unfall zwischendurch. Die Absurdität der Geschichte steigert sich immer weiter bis hin zum zwingend tödlichen Schluss. Wobei immer zu beachten ist, was die Künstler im Refrain betonen: „Geschichten, die das Leben schrieb, sind schwer zu überbieten/ drum sind sie von der Poesie auch gar nicht so sehr verschieden“. . .

Wie von den beiden gewohnt wird nämlich des Gedankens blässerner Schein durch eine Vielzahl von Wortneuschöpfungen und Anspielungen abgesonnenschirmt , doch erfahren diese zum Teil Erklärung durch Fußnoten im Begleitheft; so wird „Väterchen Feinfrost“ beschrieben als „russischer Eisheiliger (Djed Moros), großer Bruder unseres Weihnachtsmanns, liiert mit der Kaltmamsell (Snjegurotschka“). Brachialromantik reinsten Wässerchens enthalten bereits die ersten Worte des ersten Titels, wenn ein Moskauer Wintertag beschworen wird:

„Schneeflocken trieben über’n Roten Platz / Das Mausoleum war verwaist / Und die Stalinorgel schwieg“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen als eine Empfehlung an alle Freunde der absurden Sprachkomik, diesem Album eine Stunde Hörzeit mindestens zu widmen.