WP-Rezension-MusikBrachialromantik, surreale Verfremdungen des alldeutschen Alltags oder auch überbordende Sprachspielereien machen die Lieder des Duos Sonnenschirm aus. Und so bieten die Duolektiker aus Sachsen auf „Billiges Vergnügen“ einen Rundumschlag vom Irakkrieg bis hin zu Hartz IV und Kulturpolitik.

Ende der 90er Jahre war erstmal Schluss mit der Brachialromantik des Duos Sonnenschirm. Doch der Alltag lässt einen gelernten Duolektiker nicht in Ruhe. Zu absurd sind die Situationen, die sich dem aufmerksamen Beobachter darbieten und zur künstlerischen Vollendung reizen. Und so fanden sich die beiden Folkmusiker im neuen Jahrtausend wiederum zusammen.

Die Themen sind vielfältig und teils aktuell („Brief aus Bagdad“ mit seiner Darstellung des Friedenskampfes der polnischen Soldaten im Irak), teils nostalgisch („Castor und Fuchszilla“ mit einer ausufernden Schilderung eines grandios scheiternden Transports von Atommüll aus Rossendorf bei Dresden). Aber auch die absurden Zustände des Umgangs mit der Arbeitslosigkeit („Kulturvolk“) im Hartz-IV-Land kommen nicht unkommentiert davon. Doch die Lösung ist eben nicht das kämpferische Pamphlet mit Gitarrenbegleitung ach so engagierter Liedermacher sondern die konsequente Romantisierung selbst der aussteigewilligen Besserverdienenden („Der Aussteigende (Noah wider Willen)“ mit dem grummelnden Schicksal, das immer nur meint: Du musst Dein Leben ändern!).