Steve Hely, Vali Chandrasekaren: Die Wette: 42.000 km, 2 Männer, 1 Globus, keine Flugzeuge
- Verlag:Piper
- ISBN-10: 3492258263
- ISBN-13: 978-3492258265
Als Mark Twain damals „Die Arglosen im Ausland“ verfasste, schilderte er damit wohl erstmals das Phänomen: Amerikaner im Ausland sind eine Gattung für sich.
Sie sind irgendwie naiv, was die Wirklichkeit der Welt außerhalb ihrer Bundesstaaten angeht. Und sie sind im besten Falle höchst amüsant, wenn man ihnen zwischen den Deckeln eines Buches begegnet. Das trifft auf die beiden Autoren Hely und Chandrasekaran nur bedingt zu. Leider muss man sagen, denn der Ansatz des Buches ist ja eigentlich großartig: Eine Reise um die Welt ganz ohne Flugzeuge. Der Preis very british: eine Flasche feinster Whysky. Die Protagonisten: Zwei Comedy-Schreibern des amerikansichen Fernsehens. Und hier ist der Knackpunkt.
Um heutzutage Gags für Letterman oder amerikanische Comicserien zu schreiben, ist eine umfassende Allgemeinbildung und ein weltoffenes Verhalten eher hinderlich. Es kommt eher drauf an, trotz Flachheit der Witze aufzufallen. Und das reicht nicht für eine Schilderung der Weltreise in 400 Seiten. Nicht, wenn bei der Wette der eine schon von Anfang an betrügt und das Flugzeug nimmt und sich so die seiner Meinung nach coolsten Ecken der Welt raussuchen kann, während Hely statt dessen die Fahrt mit dem Containerfrachter oder der Transsibirischen Eisenbahn als das erlebt, was sie meistens ist: sterbenslangweilig. Wobei grad Hely mit seinem Gehabe als Möchtegern-Gentleman des 19. Jahrhunderts eigentlich auch noch nicht aus den pubertären Nachwehen seines Mitautoren heraus gewachsen ist.
Interessant ist „Die Wette“ trotz alledem. Und sei es als Studie zum Sozialverhalten des durchschnittlichen amerikansichen Erwachsenen bei einem in die Länge gezogenen Jungesellenabschied. Denn dies ist die Reise der beiden bei gewissen Abstrichen zunächst eigentlich gewesen. Dass nebenbei auch noch behutsame Schilderungen etwa aus Kambodscha oder der Mongolei entstanden sind, ist ein angenehmer Nebeneffekt.