Mit Some Great Rewart schafften Depeche Mode 1984 den internationalen Durchbruch. Der harte Electrosound und Dave Gahans Stimme wurden spätestens mit diesem Album zum unverwechselbaren Markenzeichen der Band.

Der internationale Durchbruch! Klanglich bot das 1984ger Album viele metallische Effekte und Alltagsgeräusche, die in einen Popkontext gesetzt wurden – für mich eine konsequente musikalische, wie soundtechnische Weiterentwicklung zum Vorgängeralbum. Depeche Mode traten mit „Some Great Reward“ und dem darauf präsentierten harten Electrosound endgültig an das Licht der breiten Öffentlichkeit. Dieser Sound und die Stimme von Dave Gahan wurden spätestens jetzt zum unverwechselbare Markenzeichen von Depeche Mode.

Die Thematisierung sozialkritischer Aspekte steht auf diesem Album im Vordergrund. Dies führte zum Beispiel bei der Singleauskopplung „Blasphemous rumours“ zu einem öffentlichen Diskurs mit der Katholischen Kirche. Im Refrain des Songs heisst es: „I don’t want to start any blasphemous rumours / But I think that God’s got a sick sense of humour / And when I die / I expect to find him laughing („Ich will keine blaspemischen Gerüchte in die Welt setzen / Aber ich glaube, dass Gottes Sinn für Humor krank ist / Und wenn ich sterbe / Glaube ich, dass ich ihn lachend vorfinden werde“). Der Song richtet sich gegen Dogmatiken der Kirche, der versuchten Suizid von Jugendlichen und Unfälle mit Todesfolge als Nachweise anbringt.

Neben diesem Song befinden sich die weiteren Klassiker „People are people“ (die erste US-Single, erster Nr.1-Hit der Band) und „Master and servant“ auf dem Album. „People are people“ erinnert mich immer wieder an Marschmusik. Der industrial-mäßige, leicht Sadomaso-angehauchte Song „Master and servant“ stellt den perfekten Gegenpart zu dem Ich-Bette-Dich-Auf-Rosen-Wenn-Ich-Dich-Finde-Lovesong „Somebody“ (Warum wurde der Song nie Erkennungsmelodie für eine dieser Fernsehshows a la „Herzblatt“?) dar. Letztgenanntes Liedchen ist für mich bis heute der Inbegriff der DM-Schnulze – eigentlich ist es die Ur-Schnulze schlechthin.

Martin Gore wispert sich dermaßen flehend bis weinerlich durch den Song, dass ich mich beim Hören des Stückes geneigt fühle, aufzustehen um irgendeinen Gegenstand in greifbarer Nähe anmichzupressen und tröstend, ja mehr noch: um innig beschützend, auf diesen einzuwirken. Gräßlich, aber Geschmackssache! „Some Great Reward“ ist unter allen DM-Alben das wohl typischste Album für die Band. Bis heute finde ich es, wegen seiner Samples, seinem phenomenalen Sound und den kontroversen Texten faszinierend reizvoll. Ich kann es wirklich nur empfehlen – es ist eine musikalische Belohnung!

Hörempfehlungen: Alle Songs – auch „Somebody“