declanodonovanZwischen Jazz, Pianoblues und Tom Waits hat sich Declan O’Donovan musikalisch eingerichtet. Sein selbstbetiteltes Debüt ist eine echte Entdeckung aus der eisigen Region am kanadischen Yukon.

Ein Lied kann ähnlich wie ein Gedicht einen Menschen an Nerven packen, von denen er nicht mal geahnt hat, dass er sie besitzt. Es kann eine Gedanken und Reflexionen auslösen, die genausoviel mit dem Künstler wie dem Leben des Hörers zu tun haben. Es gab Zeiten, da flüchtete ich mich immer wieder in die musikalischen Kneipengeschichten von Tom Waits, wenn ich genug hatte vom vorgetäuschten Glanz des Alltags. „The piano has been drinkin“ – nein ich bins nicht, der hier in besoffener Trübseligkeit herumhängt.Auch Leonard Cohen oder zeitweise James Taylor haben diese Kraft gehabt zu anderen Zeiten im Leben. Oder zuletzt die Kanadierin Sunday Wilde mit ihrem wundbar spröden Album What Man!?? – Oh THAT man!!.

In genau diese Riege hat sich jetzt der aus dem äußersten Norden Kanadas stammende Songwriter/Pianist Declan O’Donovan mit seinem selbstbetitelten Debüt hineingespielt. Seine Lieder spiegeln mit jeder Menge Melancholie nicht nur das Leben eines ständig auf Tour befindlichen Musikers („Cheap Souvenir“:Like a camera, a cheap souvenir/ I know it all means nothing/ ’cause you’re not here.). Immer wieder tauchen da auch andere Welten auf, keine glücklichen Länder am anderen Ende des Regenbogens sondern eher düsterere Versionen von Kindheitsträumen: der Zirkus, mit dem man abhauen wollte etwa, der aber jegliche Romantik verloren hat. Vielleicht ist das der Moment, über den man immer wieder einmal stolpert, wo einem klar wird: Verdammt, ich bin nicht nur älter geworden, ich habe auch fast alle meine Phantasien für ein glückliches Leben irgendwo verloren. Jetzt bleibt die Trauer und die Sehnsucht danach, dass es doch noch irgendwann einmal Momente strahlender Klarheit und Freude geben wird.

Musikalische Heimat dieser Lieder sind die Grenzlande zwischen Jazz, Zirkus, Blues und Bar. O’Donovan spielt Piano und Hammond, manchmal greift er gar zur Trompete. Und wenn es sein muss, wird das Trio des Albums auch noch um Streicher und andere Instrumente erweitert. Ein melancholisches Album ist das, ein Album, wo man die Whisky-Flasche gut wegschließen sollte, aber ein großartiges Album für den Herbst und Winter.


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