Douce Ambiance  Gypsy Jazz Classics CDDavid Naiditch gehört derzeit zu den wichtigsten Solisten auf der chromatischen Mundharmonika. Hatte er in den letzten Jahren vor allem mit Veröffentlichungen im Bluegrass von sich reden gemacht, ist jetzt mit „Douce Ambiance“ ein Album erschienen, das die Mundharmonika wie selbstverständlich im Swing platziert.

Es gab Zeiten, da assoziierte man die Mundharmonika nicht sofort mit Blues, Country oder Volksmusik. Musiker wie [[Larry Adler]] etablierten das Instrument im Jazz und brachten sie sogar in die klassischen Konzertsäle. Heute ist das außer bei Liebhabern in Vergessenheit geraten. Den meisten fällt hier lediglich noch [[Toots Thielemans]] ein, wenn es um Jazz-Harmonica geht. Und das ist wirklich schade. Da kommt ein Album wie „Douce Ambiance“ gerade recht, um hier ein Gegengewicht zu setzen.

David Naiditch und seine Band (Gonzalo Bergara – g, Pat Cloud – bj, Jeffrey Radaich – rh-g, Brian Netzley – b) interpretieren Klassiker etwa aus dem Repertoire von Django Reinhardt mit einer Selbstverständlichkeit und Spielfreude, dass man sich fragen muss, warum davor lange niemand auf eine ähnliche Idee gekommen ist. Aber natürlich ist längst nicht jeder, der die chromatische Mundharmonika spielen kann, in der lage diese äußerst virtuosen Nummern nicht nur zu spielen sondern gültig zu interpretieren. Naiditch, der schon seit Jahrzehnten zu den Weltbesten auf diesem Instrument gilt, spielt mit Rasanz und Brillianz, erinnert mit seinen Linien zuweilen an die Begleitung von Grapelli für Reinhardts Gitarrenexkurse, lässt zuweilen gar bluesige Klänge erklingen und den Rezensenten fast sprachlos vor Freude zurück.

Wer bei Mundharmonika nicht sofort an James Cotton oder – Gott bewahre – an Michael Hirte denkt, muss „Douce Ambiance“ unbedingt sein Ohr leihen. Und wer einfach nur nach einer wundervollen Platte mit Gypsy-Swing sucht, ist hier auch an der richtigen Adresse. Erhältlich ist das Album zur Zeit über cdbaby. Vielleicht kann sein Instumentenlieferant aus Klingenthal ja mal eine hiesige Plattenfirma davon überzeugen, auf dem europäischen Markt einen Vertrieb zu suchen?