Für die meisten Leute, die in Little Rock, Arkansas, leben, dürfte der Traum ihres Lebens vermutlich nicht sein, los zu ziehen und sich in Whitstable, Kent, im Vereinigten Königreich nieder zu lassen. Wobei hier nichts gegen Whitstaple gesagt werden soll. Aber das ist die Route, die von einem Teenager namens David Migden zurück gelegt wurde, und wir sollten froh sein, dass dies geschah. Denn nun haben wir das außerordentliche Vergnügen in Gestalt von David Migden & The Dirty Words, einer der heißesten Tipps der britschen Musikszene wenn es um schützenswerte Musikstile geht.

Dies ist das zweite Album der Band, Nachfolger für „Second Hand Tatoo“, obwohl ich das, wie ich zugeben muss, verpasst habe. Nachdem ich vor einiger Zeit auf den Song „Killing It“ hingewiesen wurde, begann ich weiter zu forschen und bin froh, dass ich das tat.

So, wie beschreibt man am besten den Sound für die, die die Band noch nicht gehört haben? Da sind ganz verschiedene Zutaten im Mix. Blues, Funk, Soul, Rock. Die Band selbst sagt, es handele sich um „twisted American roots“, und die wissen es vielleicht am besten. Aber egal, man kann das Ganze getrost unter „Großartige Musik“ einsortieren.

Los geht das Album mit dem Titelsong, einer ziemlich dreckigen Funknummer, die dich sofort ins Bild setzt. Man bekommt sofort mit, was für eine markante und großartige Stimme David hat und außerdem, dass die Dirty Words eine klasse Band ist. Mit der zweiten Nummer „The Blues“ wird das Level gehalten. für mich ein echtes Highlight mit einem ausgedehnten Gitarrensolo zum Schluss.
„Old Joe“ kommt als nächstes, ein ziemlich enstpanntes und sanftes Lied mit einigen netten Bläserstellen. Und es leitet über in „Shel Silverstein“, den erstn von zwei längeren Tracks, der die Stimme Migdens in den Vordergrund stellt. Das Stück hat eine schöne Melodie und erzählt eine gute Story, wo sich das Zuhören wirklich lohnt. Und dann ist da „D.A.W.T.P.W.M?“. Um zu kapieren, worum es in dem Lied geht, muss man wirklich das Textheft zu Rate ziehen! Klar und deutlich ist hier der Einfluss von Prince zu hören mit funkigen Rhythmen, einer tollen Horn-Section und einigen extrem in die Höhe geschraubten Gesangslinien im Chorus.
Als nächstes kommen wie zu „Rev. Jack Crow“, einem langsamen Lied mit einem überraschend plötzlichen Ende. Lied Nummer 7 ist vielleicht das Zentrum des ganzen Albums: mehr als sechs Minuten dauert „Heaven“. Und ich versuche gar nicht erst, dieses Lied zu beschreiben. Es ist besser, wenn jeder das für sich selbst entdeckt. Und dafür empfehle ich, das Lied mit geschlossenen Augen und Kopfhörern anzuhören.

Eigentlich muss man hier die Band als Ganzes erwähnen. Joe Gibson macht mit seiner Gitarre zu jedem Zeitpunkt das Richtige, jede Note der Keyboards von Graham Mann stimmt. Die Rhythmusgruppe mit Bassist Phil Scragg und James Sedge (dr) liefern zu den verschiedenen Stimmungen des Albums immer das passende Gerüst. Und David und Graham liefern uns außerdem noch die Bläserklänge.

Mit „Admiral“ macht das Album dann sogar noch einen Ausflug in Country-Gefilde – und auch der gelingt ausgesprochen nett, bevor mit „Desert Inside“ der vielleicht „bluesigste“ Song überhaupt kommt mit einem regelrechten Gospelfeeling im Refrain. Und dann leiten Bass und Schlagzeug mit einem coolen Groove den ultimativen Abrocker „I Can‘t See Her Face“ ein, einer meiner Favoriten auf diesem Album. Und dann kommt mit „The Line“ ein zärtliches Ende: Eine Hymne zum Armeschwenken mit Feuerzeug.

Und um das Ganze zusammen zu fassen: Gibt es etwas, was man hier nicht mögen könnte? Eigentlich ist was für jederemann dabei – und für jede Stimmung auch. Eine große Stimme, großartige Band und angenehme Typen. Vielleicht sollte ich doch nach Whitstable ziehen!.