Die Spiegel-Autoren Klaus Brinkbäumer und Clemens Höges schildern in ihrem Buch „Die letzte Reise. Der Fall Christoph Columbus“ Leben und Reisen des Entdeckers ebenso wie die Untersuchung eines vor der Küste Panamas gefundenen Schiffswracks, das eventuell die Karawelle Vizcaina gewesen sein könnte.
Für die Unterwasser-Archäologie ist die Suche nach Schiffen von Kolumbus so etwas wie die Suche nach dem Heiligen Gral. Noch immer weiß niemand genau, wie die Schiffe der Entdecker des 15. und frühen 16. Jahrhunderts eigentlich ausgesehen haben, welche Segeleigenschaften sie hatten. So war die Meldung von der Entdeckung eines Wracks in der Bucht von Nombre de Dios (Panama) im Jahre 2001 in Fachkreisen eine kleine Sensation: Das Schiff, so die ersten Untersuchungen, muss in Spanien vor 1508 gebaut worden sein. Und in dieser Zeit gab es eigentlich nur Kolumbus, der in der dortigen Region gesegelt ist. Handelt es sich um die Karavelle Vizcaina, die er auf seiner vierten Reise wegen massiven Befalls durch Schiffsbohrwürmer aufgeben musste?
Hier beginnen Brinkbäumer und Höges ihr im journalistisch-unterhaltsamen Stil gehaltenes Buch. Doch sie nutzen den Bericht dazu, die komplette Biografie des Entdeckers ebenso darzustellen wie heutige wissenschaftliche Fragen zur Person und Bewertung des aus Genua stammenden Navigators. So bekommt man ohne sich durch trockene historische Abhandlungen wühlen zu müssen einen groben Überblick über die noch immer nicht abgeschlossene Diskussion zu den spanischen und portugiesischen Entdeckungsreisen der Zeit. Und man lernt Kolumbus von den verschiedensten Seiten seiner Persönlichkeit her kennen, den genialen Navigator ebenso wie den Völkermörder, den geldgierigen Aufschneider und religiösen Fanatiker.
Ob es sich bei dem vor Panama gefundenen Wrack im Übrigen um die Vizcaina handelt, muss das Buch offen lassen. Letzte Untersuchungen lassen vermuten, dass das Schiff wenige Jahrzehnte nach der Reise des Kolumbus gebaut wurde. Doch da Panama ein ziemlich korruptes Land der Dritten Welt ist, ist zur Zeit eine wissenschaftliche Untersuchung der Fundstelle nicht möglich. Dies ist aber auch besser so, da ein Schatztaucherunternehmen schon begonnen hatte, einzelne Fundstücke zu bergen, um sie später gewinnbringend veräußern zu können.
Klaus Brinkbäumer, Clemens Höges: Die letzte Reise. Der Fall Christoph Columbus
- Verlag: Goldmann Verlag; Auflage: 1 (20. März 2006)
- ISBN-10: 3442153654
- ISBN-13: 978-3442153657