Daniel Hope (Foto: Harald Hoffmann)Von Ahlbeck über Stolpe und Greifswald bis nach Vaschwitz auf Rügen sind auch in der 23. Saison der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, die am 9. Juni beginnt, wieder zahlreiche hochkarätige klassische Konzerte in Vorpommern zu erleben. Gleich in der ersten Woche bringt der Künstlerische Direktor der Festspiele MV, Geiger Daniel Hope, am 15. Juni mit seinem „Carnegie-Hall-Projekt“ im Greifswalder Dom einst von den Nationalsozialisten verbotene Musik auf die Bühne und besucht mit der Zeitzeugin aus Theresienstadt Eva Herrmannová Greifswalder Schüler.

Daniel Hopes „Carnegie-Hall-Projekt“, zu dem bereits zum dritten Mal Musiker von New Yorks führenden Musikeinrichtungen anreisen, dreht sich in diesem Jahr um „Verfemte Musik“ – das heißt um Werke, die im Nationalsozialismus verboten waren. Viele der Komponisten wurden in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Höhepunkt der Reihe ist das „Verfemte Musik“-Konzert im Greifswalder Dom (15.06.): Verstärkt vom Concertino Ensemble Rostock spielen Daniel Hope und die Musiker von Carnegie Hall’s Ensemble ACJW unter der Leitung des Dirigenten Jeffrey Kahane Werke von Pavel Haas, Gideon Klein und Erwin Schulhoff. Daniel Hope, der mit Kahane das Doppelkonzert op. 63 von Schulhoff präsentieren wird, betont: „Das wird ein ganz besonderes Konzert. Diese Komponisten haben in den letzten Momenten ihres Lebens noch so großartige Musik erschaffen. Ich frage mich oft, was passiert wäre, wenn diese ganzen Komponisten überlebt hätten.“

In Zusammenarbeit mit Volker Ahmels, Leiter des Zentrums für Verfemte Musik an der hmt Rostock, und der Initiative „Rhapsody in School“ findet außerdem ein begleitendes Schul-Projekt statt: Vor dem Konzert gehen Daniel Hope und die Zeitzeugin Eva Herrmannová, die im Konzentrationslager Theresienstadt im Kinderchor sang, in die Montessori-Schule in Greifswald, um mit Schülern über das Thema zu sprechen. Abends können die Schüler dann das Konzert besuchen.

Ebenfalls in Greifswald erhalten die Besucher die seltene Möglichkeit sämtliche Cello-Suiten von Bach innerhalb von zwei Konzerten zu hören, wenn der berühmte Cellist Jan Vogler diese am 26. und 27. Juli in der Aula der Universität interpretiert. In der Stadthalle machen die Meisterschüler des Sommercampus der Hochschule für Musik und Theater Rostock Halt, um begleitet von der Polnischen Kammerphilharmonie Sopot unter der Leitung von Wojciech Rajski ihr Können zu präsentieren (23.08).

Stolpe, Loitz und weitere Konzerte in Vorpommern
Für drei Konzerte verwandelt sich die Haferscheune Stolpe auch in diesem Jahr in ein „Konzerthaus auf dem Lande“: Die junge Geigerin Lisa Batiashvili und Cellist Truls Mørk spielen mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Tugan Sokhiev Brahms’ Doppelkonzert op. 102 (24.06.), Daniel Hope und der Bratschist Nils Mönkemeyer mit der Deutschen Streicherphilharmonie Bruchs Doppelkonzert op. 88 (12.08.) und die Preisträgerin in Residence Veronika Eberle mit dem Helsinki Philharmonic Orchestra Sibelius’ Violinkonzert op. 47 (26.08.). Im Pferdestall lassen Rezitator Clemens von Ramin, Preisträger Sebastian Küchler-Blessing am Klavier, der Tenor Simon Bode und Cellist Isang Anders im Rahmen der Reihe „Emilie Mayer zum 200.“ den „Mayerschen Salon“ wieder aufleben, indem sie Einblicke in Leben und Werk der Mecklenburgischen Komponistin geben (04.07.). Nicht weit von Friedland, wo Emilie Mayer geboren wurde, liegt das Jagdschloss Kotelow: Dort residieren in diesem Jahr Daniel Hope und die Musiker seines „Savannah-Projekts“ – ein Austausch mit dem Savannah Music Festival in Georgia, wo er ebenfalls Künstlerischer Direktor ist – nicht nur für eine Probenwoche, sondern geben auch ein Konzert: Neben Werken von Dvořák, Fauré und Brahms wird auch Emilie Mayers Notturno d-Moll für Violine und Klavier op. 48 erklingen (10.08.).

„Junge Elite“ und „Komponierte Landschaften“ verbinden sich, wenn Tenor Simon Bode nach einer Führung durch die Weingärten, begleitet vom Nicholas Rimmer am Klavier, Schumann-Lieder singt und wenn Konzertgäste den Garten Christiansberg besuchen können, bevor Geiger Benjamin Beilmann und Pianist Thomas Hoppe in der Fachwerkkirche im Sandbad Ahlbeck (bei Eggesin) Werke von Mozart, Prokofjew, Kreisler u. a. spielen (beide 05.07.). Den Bogen von Romantik bis Jazz schlagen die jungen Musiker der Mecklenburgischen Bläserakademie, die unter dem Sternenhimmel der Kirche in Benz auf Usedom u. a. Strauss, Wagner, Mozart und Gershwin aufführen (07.09.).

In der einzigartigen Atmosphäre des Gesamtkunstwerks Hotel Tucholski in Loitz, dem der Nordkurier und die Festspiele MV 2011 den Spielstättenpreis verliehen haben, zeigen dänische Musiker den Besuchern, wie man ein echt dänisches „Midsommerfest“ feiert: Nach dem Auftritt des Danish String Quartet, NORDMETALL-Ensemblepreisträger 2010, im Ballsaal mit Werken u. a. von Bartók, Mozart und Adès spielt die Folk-Band Dreamers Circus im Garten an der Peene zum Tanz auf (21.06.). Ebenfalls unter freiem Himmel sorgen vor der Klosterruine Dargun die norwegische Trompeterin Tine Thing Helseth und die Bläserinnen ihres Ensembles tenThing mit dem Programm „Norwegian Brass Power“ für jede Menge Stimmung (22.08.). Auftakt des Konzerts ist eine Führung durch den Park vor dem Konzert, den festlichen Ausklang bildet ein Feuerwerk.

In Nossendorf stehen unter dem Motto „Ein Tag bei Syberberg“ nachmittags Musik, Lesung und Aktionen mit der Flötistin Veronika Blachuta auf dem Programm, während abends die Pianistin Lara Melda mit Werken von Beethoven, Rachmaninow, Debussy u. a. aufwartet (28.07.).

Konzerte in Stralsund und auf Rügen

Für das „Friends-Projekt“ lädt der Preisträger in Residence traditionell seine musikalischen Freunde ein. Nach Stralsund bringt Veronika Eberle das Münchner Kammerorchester, den Bratschisten Antoine Tamestit, den Cellisten Julian Steckel und den Dirigenten Christoph Poppen mit, um im Theater Schnittkes „Konzert zu Dritt“ und Werke von Bartók und Mozart zu präsentieren (15.07.).

Nach der sehr erfolgreichen Premiere des „Festspielfrühlings Rügen“ im März kehren die Festspiele MV im Sommer mit insgesamt 12 Konzerten zurück auf die Insel: Im Rahmen des „Fokus Dänemark“ verleiht Schauspielerin Corinna Harfouch im Kurhaus-Saal in Binz der „Kleinen Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen ihre Stimme (20.06.). Im Marstall Putbus gibt die Pianistin Alice Sara Ott einen Klavierabend mit Werken von Mozart, Beethoven und Liszt (30.08.). In der Kunstscheune in Vaschwitz widmen sich der Cellist Isang Anders und der Pianist Andreas Hering in der Reihe „Junge Elite“ Werken von Schumann und Isang Yun, einem zeitgenössischen deutschen Komponisten koreanischer Herkunft (25.07.) Studenten der hmt Rostock gestalten auch in diesem Jahr wieder unter der Künstlerischen Leitung von Matthias Kirschnereit das Kammermusikfest Landow mit zwei Konzerten in der Kirche (14.07). Streicherklänge sind auf der Seebrücke Sellin zu hören: Das Copenhagen Jazz String Quartet zeigt im Rahmen des „Fokus Dänemark“, dass auch ein Streichquartett Jazz spielen kann (28.06.) und das Heath Quartet präsentiert Werke von Mendelssohn Bartholdy, Britten und Tschaikowski (06.09.). Weiter vielversprechende Nachwuchskünstler sind vom 08. August an wieder jeden Mittwochabend bei den „Junge Elite“-Konzerten auf dem Jagdschloss Granitz bei Binz zu hören.