Mit ihrem neuen Album „Love Lives On“ startet Sängerin Dana Fuchs musikalisch neu durch nach längerer Pause. Produziert in Memphis von Kevin Houston mit Musikern wie den Bo Keys, Organist Charles Hodges und Schlagzeuger Steve Potts ist ein Album entstanden, in dem der bekannte Bluesrock von Soul, Gospelklängen und ein wenig Country erweitert wurde.

Auch wenn viele Kritiker Dana Fuchs immer wieder mit Janis Joplin vergleichen: Als eines ihrer großen Vorbildet hat die Sängerin immer auch Otis Redding bezeichnet. Und das war einer der Gründe, weshalb man für die neue Scheibe nach Memphis zog. Denn nach dem Tod enger Familienmitglieder und der Geburt eines Kindes fühlte sie, dass es Zeit für eine Rückbesinnung auf die Wurzeln war.

Ziemlich rockig geht die Scheibe los mit „Backstreet Baby“. Doch gleich zu Beginn setzen die Bläser und der Backgroundchor den souligen Kontrast zu den harten Songs der letzten Jahre: Hier trifft Memphis auf New York. Und die rauhe und gefühlvolle Stimme von Fuchs bekommt eine musikalische Begleitung, die passt wie ein maßgeschneiderter Anzug. Wenn sie Reddings „Ain’t Nobodys Fault But Mine“ interpretiert, dann wird das vieleicht noch deutlicher. Das Arrangement – sieht man mal von den Gitarrensolos ab – ist dicht dran am Original. Fuchs bringt mit ihrer Stimme trotz der klassischen Soulphrasierungen ihre ganze bisherige Geschichte zum Klingen. Und damit schreibt sie ihre ganz eigene Version des Memphis Soul fort.

In Stücken wie „Callin Angels“ oder noch stärker bei „Faithful Sinner“ kommt dann noch die Stärke des Gospels hinzu. Und diese Zutat macht für mich die bemerkenswerteste Fortentwicklung dieser großartigen Sängerin aus: Überzeugend kann man das nur singen, wenn man auch bereit ist, die eigene Verletzlichkeit, die eigenen Schwächen ganz und gar sichtbar zu machen. Und das gelingt gerade bei letzterer Nummer derartig überzeugend, dass es einem die Tränen in die Augen treiben kann.

Die Songs, die Fuchs für das Album wie immer gemeinsam mit dem musikalischen Partner und Gitarristen Jon Diamond geschrieben hat, reflektieren die Schicksalsschläge der letzten Jahre ebenso wie die unstillbare Hoffnung, dass die Liebe wirklich stärker ist als der Tod. Zeitweilig kam als Songwritingpartner auch noch Scott Sharrard von der Band des verstorbenen Gregg Allman hinzu.

Ein mehr als willkommener musikalischer Neuanfang ist „Love Lives On“ geworden. Dana Fuchs ist eines der schönsten Soulbluesalben des Jahres gelungen. Und wer an dieser Stelle erneut die Joplin-Vergleiche (zum „Kozmic Blues“-Album) aus der Schublade zieht, verkürzt die Musik dieser Scheibe gewaltig – und tut der Sängerin garantiert keinen Gefallen. Solche Vergleiche waren schon in den letzten Jahren immer unnützer geworden. Hier ist eine Sängerin zu hören, die ihre ganz eigene Stimme im Blues gefunden hat.