Geografische Herkunft ist heutzutage wirklich kein Kriterium mehr bei der Beurteilung von Bluesmusikern. Sollte es zumindest nicht sein. Denn ansonsten dürfte man Musiker wie die in Melbourne ansässige Dan Banks Band gar nicht für voll nehmen. Denn weder die Schweizer Berge noch die australische Hauptstadt Canberra liegen am Mississippi, noch sind sie durch ihre Baumwollfelder berühmt.
Und die Beschaulichkeit der Alpenföderation hat auch nicht viel gemeinsam mit der durch Armut hervorgerufenen Agressivität der South Side von Chicago oder der Slums von Detroit. Ein Bluesman wird man heute dort auch eher selten. Eher verfällt man dem Machogehabe des Gangsta Rap.
Geboren in der Schweiz haben Dan und Jules Banks schon vom Vater her ständig mit Blues und Jazz zu tun. Dan war früh fasziniert von dessen Gitarrensamlung und Jules hatte es mehr mit den ständig laufenden Jazzplatten. Als die beiden mit ihren Eltern in deren australische Heimat zurückkehrten, begannen die beiden bald selbst Musik zu machen. Jules studierte Saxophon, während Dan sich dem Erlernen der Gitarre hingab. Dabei entwickelte er sich vom Gitarristen in diversen Rockbands hin zum solistisch auftretenden Musiker in den Kneipen und Clubs von Canberra.
Als Jules sein erstes Sax spielte, wurde sein Vorschulkumpel Bobby Fonteyne sein Bassist. Zusammen mit Dan – und bald auch noch mit einem Drummer – entstand die Dan Banks Band, die 2007 mit Kind Insanity ihre erste EP veröffentlichte. Damit – und mit ihren Auftritten in der Gegend von Canberra – gewannen sie den District Music Award für die beste Folk Band. 2008 zogen sie nach Melbourne um. Denn dort erwarteten sie mehr Möglichkeiten für Auftritte. Durch Kontakte in der Szene und das Zusammenspiel mit anderen Musikern wurde so die Aufnahme eines neuen Albums möglich.
Und damit fanden sie zu ihrer ganz eigenen Mischung von Folk, Blues und Rootsmusik. Da gibt es treibende Bläsersätze mit Slide-Gitarren-Riffs ebenso wie Mandoline oder Blues auf dem Banjo. Und dies wiederum führt bei diversen Kritikern – vorerst noch nur in Australien – zu Lobeshymnen, die nicht ganz unverdient sind. Auch wenn ich die ewigen Vergleiche mit Jack Johnson nicht verstehen kann. Die Dan Banks Band ist wesentlich lebendiger als die für mich meist sterbenslangweiligen Platten des Surfers. Aber wahrscheinlich kommt man als Kritiker ohne Hilfskrücken nicht aus. Und diese relaxten Reggae-Grooves etwa bei „She Got Me“ lassen einen gedanklichen Ausflug in die kalifornische Szene um Johnson als leichteste Kategorisierung erscheinen. Aber ehrlich: eigentlich ist das wirklich ne Beleidigung – und das nicht für Johnson.