Als im Sommer letzten Jahres die Single „The Longer That I Live“ als zunächst nur digitale Vorschau auf ein neues Album von Curtis Salgado erschien, wuchs zumindest bei mir die Vorfreude gehörig. Denn nach seinem letzten Lebenszeichen „Rough Cut“, einem akustischen Duo-Album mit Alan Hager, hatte ich seine fette Soul-Blues-Band gehörig vermisst. „Damage Control“, die neue Scheibe, ist allerdings oftmals weniger klassischer Soulblues, sondern zeitweise eine Zeitreise in den Rhythm & Blues und Rock & Roll der 50er Jahre. Allerdings nicht als Revue des Klassiker, sondern als Album, bei dem Curtis Salgado mit vielen Mitstreitern alle Songs bis auf einen geschrieben hat.
Manche nennen Curtis Salgado „Wonder Boy“, hat er doch in den letzten Jahrzehnten dreimal den Krebs erfolgreich zurück gedrängt und vier Herzoperationen überstanden. Und er denkt einfach nicht daran, sich still und heimlich zurück zu ziehen. In „The Longer That I Live“ macht er es sehr deutlich: “When I go I’ll be screaming, hey, I ain’t finished yet”! Das ganze kommt daher mit Gospel-Stimmung von Piano und Orgel. Und Salgado ist der dazugehörige Prediger voller Soul. Auch “Oh For The Cry Eye” ist nahe am Gospel mit seine Kirchenorgel. Doch das Ragtime-Klavier setzt dem einen deutlichen Kontrast entgegen: Wir sind hier nicht in der Kirche. Und wenn doch, dann ist die Party eben in der Nähe des Altars.
In „You Gonna Miss My Sorry Ass“ rockt das Piano dann endgültig los, bei “Precious Time” feuert die Slide-Gitarre ein intensives Solo ab, bei „Truth Be Told“ machen die Musiker gar einen Ausflug zum Zydeco. Und das unwiderstehliche „Hail Mighty Caesar“ ist nicht nur ein fantastischer Rock & Roll sondern gleichzeitig eine witzige Geschichtslektion über die Liebe zwischen Cäsar, Kleopatra und Marc Anonius.
Doch Salgado ist eben nicht nur der lustige Party-Musiker, er wird persönlich in „I Don’t Do That No More“ über den Kampf eines trockenen Süchtigen. Und in „The Fix Is On“ ist eine politische Ansage gegen die eingespielten politischen Verhaltensweisen in den Zeiten von Verschwörungserzählungen und Fake-News.
Ein großartiges Album von einem der besten Bluessänger der Zeit – unbedingt empfehlenswert!