Mit seinem neuesten Album „Manic Revelations“ erweist sich Pokey LaFarge wieder als scharfsichtiger und ironischer Kritiker der Gegenwart. Die Musik des Songwriters hat allerdings das verspielte Retrogewand gegen einen elektrifizierten und elektrisierenden Sound abgelegt, der eher an den Soul der 60er als an den Ragtime und Blues der Vorkriegszeit erinnert.

Diese Welt kann einen fertig machen. Schon die tägliche Dosis Nachrichten versaut einem in höchstens 15 Minuten jeglichen Anflug von guter Laune. Was bleibt ist oft nur schneidende Ironie oder beißender Sarkasmus.

Pokey LaFarge hatte es in den letzten Jahren recht einfach: Seine aktuellen Zeitkommentare kleidete er in eine Musik, die so stark aus der Zeit gefallen schien, dass er vielen einfach als Novelty-Act erschien, den man nicht ernst nehmen muss. Wer genauer hinhörte, fand bei ihm allerdings mehr Aktualität und Relevanz als beim größten Teil sämtlicher ach so engagierter Songwriter.

Jetzt hat der Songwriter den Stil gewechselt – allerdings nicht die Art des Zeitkommentars. Noch immer ist sein schneidender Humor verkleidet in Musik der Vergangenheit. Nur dass derzeit Retro-Soul der 50er und 50er durchaus als aktuell und angesagt durchgeht. Und das ist auch gut so. Denn sonst würden LaFarges Statements zu politischem Aufruhr, Realitätsflucht, Umwelt und anderen Themen vielleicht überhört. Und das wäre wirklich schade! Popmusik mit politischem Anspruch und Tanzbarkeit? Genau so muss man das machen.

„Manic Revelations“ ist musikalisch und textlich eines der bislang wichtigsten und überzeugendsten Alben des Jahres 2017. Unbedingt empfehlenswert!