Zehn Wochen hat ihr Debütalbum die Top 10 der iTunes-Blues-Charts gehalten. Und so kann man sich den Kritikern nur anschließen, die die irische Band Cuckoo Savante zu den Acts zählen, die man im Blick behalten muss. Ich liebe fantasievolle Kritiken. Etwa die der irischen Sunday Times, die auf ihrer „Hot List“ die Musik von Cuckoo Savante so umschrieb: „Tom Waits und Nick Cave machen auf dem Piano von Nina Simone herum“ (herummachen durchaus in sexueller Hinsicht). Jemand anderes meinte, „The House Of Ill Repute“ sei das beste Lied, was Brecht/Weill nicht zusammen geschrieben haben. Und für den Stil der Band fand jemand den Ausdruck „Lounge-Punk“ am treffendsten.
Aber nun mal nüchterner: Cuckoo Savante spielen eine Mischung aus jazzigem Blues, Cabaret und 50er Jahre Rockabilly, die durchaus begeistern kann. Man höre sich nur mal ihre Debütsingle „Red Apple“ an: Der Barsound der Ballade (gemeinsam mit Mary Coughlan gesungen) klingt nur oberflächlich wie zu schmalzig. Doch dahinter tun sich Abgründe auf, die durchaus an Waits oder Nick Cave gemahnen könnten. Und das Video dazu zeigt die ganze gloriose Dekadenz in wunderbarer Schluffigkeit.
Oder eben „The House of Ill Repute“ oder der 50er Jahre Rocker „I See You Leopard“: Hier wird nicht wirklich mit dem vorgefertigten und charterprobten Retro-Bausatz gearbeitet sondern sich nach einer eigenen Ausdrucksform ausgestreckt, die den großen Vorbildern gerecht wird. Wer sowas als Lounge bezeichnet, kann nicht ganz dicht sein. Wer in einer „normalen“ Hotellounge solch abgründige Musik spielt, der fliegt normalerweise mit vollem Recht heraus. Denn welche Schickimicki-Truppe, lässt sich schon so aufs Korn nehmen?
Das Quartett aus Dublin (Jaime Nanci, Morgan Cooke, Kevin King Kelly, Steve Maye) hat mit “Lennonstown Lies” ihr Debüt vorgelegt, dessen elf Stücke zwar wie Musik einer längst vergangen Zeit (zwischen Blues, Rock und Polka!) klingt. Doch die Texte über den Verlust der kindlichen Unschuld oder Oden an das Erwachsensein sind durchaus heutig.