CreamHeutzutage ist man mit dem Begriff „Supergroup“ schnell zur Hand, wenn irgendwelche Musiker aus mehr oder weniger bekannten Gruppen sich zusammentun. Erfunden wurde der Begriff wahrscheinlich 1966, als Cream auf der Szene auftauchte.

Drei Musiker, die anerkannter maßen die besten auf ihren jeweiligen Instrumenten waren, taten sich zusammen und brachten in der kurzen Zeit des Bestehens ihrer Gruppe einen ganz neuen Sound im Blues-basierten Rock hervor.

 

Ginger Baker war dabei, sich als Drummer in der Londoner Jazz Szene einen Namen zu machen. Jack Bruce hatte bereits ein klassisches Studium als Cellist an der Royal Scottish Academy Of Music in Glasgow hinter sich gebracht, als er Dick Heckstall-Smith und Ginger Baker beim Johnny Burch Octet begegnete. Bei Alexis Korner und dessen Blues Incorparated spielten sie mit einer weiteren Größe des britischen Jazz, Graham Bond. Als dieser seine Graham Bond Organisation ins Leben rief, holte er sich Ginger Baker, Jack Bruce und Dick Heckstall-Smith als Mitspieler. Nach zwei Alben, verließ Jack Bruce die Graham Bond Organisation und schloss sich John Mayall und seinen Bluesbreakers an. Hier lernte er Eric Clapton kennen.

Doch Jack Bruce wollte endlich Geld verdienen, Mayall war kein lukrativer Arbeitgeber, und so verkaufte er sich an Manfred Mann, der damals regelmäßige Single-Hits hatte. Zur gleichen Zeit hatte Ginger Baker nicht mehr die Absicht, bei der Graham Bond Organisation zu bleiben. Seine Ambition war es, eine eigene Band zu besitzen. Er hörte von Eric Clapton, damals stand an den Wänden der Londoner U-Bahn der Satz „Clapton is God“, und besuchte einige Konzerte von John Mayalls Bluesbreakers. Eric Clapton und Ginger Baker freundeten sich an und als Ginger Baker Eric Clapton von seinem Plan erzählte, war dieser sofort bereit einzusteigen. Allerdings verknüpfte er es mit einer Bedingung: Jack Bruce sollte der Bassist sein. Ginger Baker und Jack Bruce waren nie große Freunde gewesen, es war eher das Gegenteil der Fall. Ginger Baker war daher nicht sehr begeistert von der Bedingung, wollte aber unbedingt die Zusammenarbeit mit Eric Clapton. Er erklärte sich bereit, mit Jack Bruce Kontakt aufzunehmen und Jack Bruce war sofort einverstanden, wahrscheinlich reichte es ihm bei Manfred Mann.

Musikalisch passten die Drei zusammen wie kaum eine andere Band in der Rockgeschichte. Menschlich dagegen kam es immer wieder zu Streitereien zwischen Baker und Bruce. Cream sollte die Band des Ginger Bakers sein, aber im Vordergrund standen die beiden anderen. Eric Clapton mit seiner Gitarre und Jack Bruce als Sänger und Komponist. Alle drei waren Bluesfans, aber gerade Jack Bruce und Ginger Baker wollten nicht in die Fußstapfen der in dieser Zeit erfolgreichen Fleetwood Mac und John Mayalls treten. Man befand sich auf dem Höhepunkt des britischen Bluesbooms. Der „traditionelle“ Blues lag ihrer Meinung nach daher schon in besten Händen. Sie hielten sich nicht an die Konventionen und setzten Songs wie „Spoonful“, „Four Until Late“, „Rollin And Tumblin“ oder „I’m So Glad“ einen eigenen Sound auf. Im Juli 1966 traten sie als Cream beim Windsor Jazz & Blues Festival auf. In der Tasche einige eigene und dann noch ein paar Blues Songs, wurden sie vom Publikum gefeiert.

Cream war jetzt bereit Rockgeschichte zu schreiben: ein berühmter Gitarrist, ein genialer Drummer, ein einfallsreicher Bassist, der auch noch eine gute Stimme hatte, mit Pete Brown ein Poet als Texter: es war alles vorhanden. Die erste Single „Wrapping Paper“ kam bis auf Platz 43 der britischen Charts. Der nächste Song „I Feel Free“ war bereits eine Zusammenarbeit von Pete Brown und Jack Bruce.

Dem Lied gelang der Sprung auf Rang 11 und der Song hielt sich drei Monate in den Charts. Fresh Cream wurde als erstes Album im Dezember 1966 auf den Markt gebracht. Eine gute Zeit: vor Weihnachten lag das Album auf Rang 6 der LP Charts. Cream war immer eine Live-Band. Die von Robert Stigwood organisierten Gigs fanden in den gleichen Clubs statt, wo Ginger Baker und Jack Bruce bereits mit der Graham Bond Organisation ihre Auftritte hatten. Es gab allerdings einen gewaltigen Unterschied: die Graham Bond Organisation spielte in gut gefüllten Lokalen, bei Cream waren die gleichen Clubs überfüllt. Viele Fans mussten vor den Türen bleiben.

1967 kam es zur ersten Tour in den USA. „Fresh Cream“ erschien in den USA auf Atco und wurde auch hier ein Erfolg. Stigwood vermittelte Cream an Atlantic Records und somit an Ahmet Ertegun. Im Atlantic Studio in Manhattan wurde mit dem Toningenieur Tom Dowd „Disraeli Gears“ aufgenommen. Gast im Studio war Felix Pappalardi. Ertegun und Pappalardi waren der Meinung, Eric Clapton sollte der Frontmann und Sänger der Cream sein. Pappalardi nahm einige Demos von Clapton mit nach Hause und komponierte und textete „Strange Brew“ für Eric Clapton als Sänger. Ertegun entschied, „Strange Brew“ müsse die nächste Single der Cream für den amerikanischen Markt sein. Ginger Baker und Eric Clapton waren von der Zusammenarbeit mit Felix Pappalardi begeistert und verpflichteten ihn als Produzenten des Albums.

Bei den Arbeiten zu „Disraeli Gears“ kamen Cream mit Musikern und Helfern von Atlantic Records zusammen. Booker T. & The MG’s und Otis Redding hörten bei den Aufnahmen zu „Sunshine Of Your Love“ zu, und Martin Sharp, der auch mit Eric Clapton „Tales Of Brave Ulysses“ komponierte, gestaltete das Cover. Der Erfolg von „Sunshine Of Your Love“ war umwerfend. Die Platte gehörte zu den bestverkauften Singles in der Geschichte von Atlantic Records.

Nach der Fertigstellung von „Disraeli Gears“ ging es weiter auf US-Tour. Im Fillmore verlangte das Publikum nach längeren Improvisationen. Cream gefiel das und sie jammten drauflos. Bald hatten sie sich mit den ausgeweiteten Improvisationen einen Namen gemacht. Im Juni 1968 ging es wieder in das Atlantic Studio um „Wheels Of Fire“ aufzunehmen. Die Atmosphäre zwischen den Musikern war diesmal eine andere. Es kam zu offenen Streitereien.

„Wheels Of Fire“ sollte beide Seiten der Band zeigen, Live und Studio. Für die Live Platte wurde das Solo von Ginger Baker „Toad“ aus dem Fillmore genommen und drei Titel aus dem Winterland. Der Text auf dem Cover ist in dieser Beziehung nicht ganz korrekt. Der erste Track „White Room“ sollte an Jimi Hendrix erinnern. Felix Pappalardi steuerte hier den Geigenpart dazu. Ginger Baker und Eric Clapton wollten sich als Komponisten auf der „Wheels Of Fire“ verewigen, aber irgendwie schafften sie es nicht zu guten Songs. Auch die Hilfe von Pete Brown brachte nichts. Pete Brown erzählte später, die Chemie passte irgendwie nicht. Ginger Baker arbeitete stattdessen mit Mike Taylor zusammen.

„Wheels Of Fire“ wurde auf Anhieb erfolgreich und verhalf sogar den Vorgängeralben zu neuen Rekordeinnahmen. „Fresh Cream“ und „Disraeli Gears“ kamen zurück in die Charts.

Die Probleme begannen während der Gigs. Ginger Baker und Jack Bruce hatten sich nie richtig verstanden und jetzt ging es auf monatelange Touren. Von ihrer Musik entfernten sie sich immer mehr. Statt der kurzen einprägsamen Songs ihrer Alben folgten endlose Improvisationen. Das Ende kam immer näher. Nach einem Gig in Texas beschlossen Cream die Auflösung. Es ging nach London und mit Pappalardi als Produzent entstand „Goodbye“, wieder eine Mischung aus Live- und Studioaufnahmen. Live wurde für die BBC in der Londoner Royal Albert Hall ein Abschiedskonzert aufgenommen. Drei Tracks stammen von diesem Konzert. Danach heuerte Jack Bruce seine alten Freunde aus den Tagen der Graham Bond Organisation an, Jon Hiseman und Dick Heckstall-Smith, verpflichtete diverse Gitarristen wie John McLaughlin oder Chris Spedding und führte die Partnerschaft mit Pete Brown weiter. In dieser Zeit entstanden die Alben „Songs For A Taylor“ und „Things We Like“.

Ginger Baker und Eric Clapton nahmen Steve Winwood von Traffic und holten sich den Bassisten Rick Grech, um „Blind Faith“ zu gründen. Nach dem schnellen Ende dieser Band tat sich Clapton mit Duane Allman zusammen und schuf mit „Layla and other assorted love songs“ unter dem Namen Derek and the Dominos einen Klassiker der Rockgeschichte, bevor er für Monate im Heroinsumpf verschwand. Erst durch die Hilfe von anderen Musikern gelang ihm der Rückweg ins Leben und in die Musik. Heute ist er noch immer aktiv und erfolgreich (wenn auch immer langweiliger, was seine Musik betrifft), was man von den anderen Zeitgenossen (abgesehen von den Stones) nicht behaupten kann. Und als einer der wenigen hat er immer wieder auch auf den Blues zurückgegriffen, um seine Musik lebendig zu erhalten.