Im Anfang des Blues gaben in der öffentlichen Wahrnehmung fast nur Frauen den Ton an. Ehe Männer wie Blind Lemon Jefferson und andere Platten aufnehmen konnten, drehten sich Mama Smith, Ma Rainey und die großartige Bessie Smith auf den Grammophonen. Erst später schien der Blues hauptsächlich zu einer Männerdomäne zu werden. Heute aber sind es immer mehr Frauen, die grad auch im Bluesrock dem starken Geschlecht Paroli bieten. Wie etwa Christina Crofts aus Sidney.
Aufgewachsen ist sie als eines von sieben Kindern und musste also schon früh lernen, so weit wie möglich allein zurecht zu kommen und ihr Ding zu machen. Als sie zum Teenager wurde, war ihr schon klar, dass sie unbedingt Gitarre spielen wollte. Doch es sollte noch dauern, bis sie wirklich dazu kommen sollte. Irgendwann überzeugte sie ihre Mutter, ihr eine billige E-Klampfe und einen Übungsverstärker zu kaufen. Dann brachte sie sich mit Hilfe ihrer Lieblingsplatten und das Beobachten ihrer Gitarrenhelden im Fernsehen die Grundakkorde selbst bei. Doch erst als sie Steve Crofts traf, kam Schwung in die Sache. Denn er bot ihr Unterricht an.
Was dann folgte sind Jahre als Gitarristin in diversen Cover- oder auch „normalen“ Bands. Mitte der 90er gründete sie dann ihre erste eigene Band „Croftstown Traffic“, eine Blues-Rock-Cover-Band. Damit war sie in der Gegend von Sidney recht erfolgreich und wurde auch zu größeren Festivals im Lande eingeladen. Im Januar 2006 erschien dann mit „Unboogie“ das Debüt von Croftstown. Und seither ist sie – immer bewaffnet mit ihren abgespielten Stratocastern und einem Slide von einer Schnapsflasche unterwegs. Mit „Midnight Train“ ist inzwischen auch ihr Solodebüt auf dem Markt. Und mit dem Album zeigt sie, dass sie eben nicht zu den Leisetretern im Blues gehört. Manche vergleichen ihren Sound mit dem von Rory Gallagher. Ich selbst würde ebenso Einflüsse von Stevie Ray Vaughan und den frühen Guns’n’Roses kombiniert hören. Das ist aber nur eine mühsame Umschreibung ihrer druckvoll nach vorn rockenden Lieder in denen nichts von der Popanfälligkeit von Frauen wie Bonnie Riatt oder von der akustischen Finesse einer Rory Block ist. Nein – hier rockt eine selbstbewusste Frau und zeigt der Männerwelt, wie man mit einer Gitarre umzugehen hat. Und auch in den Texten vermeidet sie jegliche Klischees einer „Blues Mama“. Mittlerweile ist das Interesse an ihrer Musik nicht nur in Australien gewachsen. In Planung ist etwa eine Tour durch Kanada im nächsten Jahr. Und Ende 2010 können wir uns auf eine neue Platte von Christina Crofts freuen.