Mit dem reinen Instrumentalalbum „Get it“ hatte Tinsley Ellis 2013 sein eigenes Label Heartfixer gestartet. Und der Bluesgitarrist erkundete darauf die Grenzbereiche des Genres in Richtung Hardrock, Surf, Pop und Jazz. Sein neues Werk „Midnight Blue“ ist in zweierlei Hinsicht eine Rückkehr zum Gewohnten: Erstens wird hier wieder gesungen. Und Ellis verlässt selten die Pfade von Blues und Southern Rock.
 

Ein guter Song muss einen sofort packen und in die Geschichte hineinziehen, die es zu erzählen gilt. So wie die bedrohliche Nummer „If The River Keeps Rising“, mit der „Midnight Blue“ beginnt. Man spürt die Gefahr des anschwellenden Hochwassers, das die Gegend zu verschlingen droht. Rhythmus, Gesang und die manchmal gar an Led Zeppelin erinnernde Gitarre verschmelzen zu einer unauflöslichen Einheit. Was für ein Song!

Ähnlich heftig geht es weiter: „Mouth Turn Dry“ jagt mit einem heftigen Shuffle-Rhythmus dahin und die Gitarre bricht aus dem stoischen Riff immer wieder in schreiende Linien aus und überlässt es der Orgel, das Srück zusammenzuhalten. Bei „It‘s Not Funny“ treffen Boogierhythmen auf Cowboy-Stimmung. „Peace And Love“ ist dann schließlich reinster Southern Rock.

Niemals allerdings erliegt Ellis der Gefahr, lediglich aus Posertum seine Brillianz zu präsentieren. Die Lieder, die Geschichten, stehen im Mittelpunkt und machen aus „Midnight Blue“ ein Lehrstück dafür, wie warm und ehrlich, wie verletzlich und seelenvoll man heutzutage die Grenzen zwischen Blues und Rock überschreiten kann. Tolle Scheibe nicht nur für Genrefans und Gitarrenfreaks.