Normalerweise kennt man die Alben von Charlie Parr als reine Soloscheiben im Stile des Piedmont-Blues. Auf „Keep Your Hands On The Plow“ bezieht er neben akustischer Gitarre und Banjo auch Fiddle und E-Gitarre in den Sound mit ein und schafft so Sounds, die an eine Zeit erinnern, als Blues und „Hillbilly“ lediglich unterschiedliche Label für eine verwandte Musik waren, die aber an unterschiedliche Märkte verkauft wurden.

Der Titelsong brachte mich für einige Minuten ins Stutzen: Ist hier Reverend Peyton‘s neues Album in die falsche Hülle geraten? Genau diese drängende Stimme und der erdige Sound war mir von dem Blues-Punker mit seiner Big Damn Band vertraut. Doch bei den nächsten Liedern des Albums verzog sich diese Assoziation schnell wieder. Denn was Charlie Parr unterstützt von seiner Frau Emily und paar anderen Musikern auf Platte gebannt hat, ist eines der vielseitigsten Blues-Gospel-Alben, die ich seit langem gehört habe. Einerseits ist da natürlich der ragtimlastige Blues der Ostküste. Doch dann klingen Lieder auch wieder nach dem Folk aus den Appalachen oder gar nach zeitgenössischem Bluegrass etwa von den Duo-Alben von Tim und Molly O‘Brien.

Die Lieder des Albums stammen alle auch aus diesen Zeiten. Klar: Parr ist ein begnadeter Songwriter. Doch hier interpretiert er Lieder, die aus dem Repertoire etwa von Blind Willie Johnson stammen und später von Dylan, den Byrds oder den Flying Burrito Brothers in den Kanon des Folk Rock geholt wurden. Was die Faszination des Albums allerdings in keiner Weise schmälert.