Der 1923 erschienene Film „Salome“ nach dem Stück von Oscar Wilde war damals ein kommerzieller Misserfolg ohnegleichen. Heute gilt der Versuch von Regisseur Charles Bryant und Hauptdarstellerin und Produzentin Alla Nazimova, die Illustrationen von Aubrey Beardsley filmisch zum Leben zu erwecken als erster „Kunst“-Film der amerikanischen Geschichte.

Schon Ocar Wildes Tragödie Salome brachte seinerzeit die Zensoren gegen sich auf. Weil es verboten sei, biblische Figuren auf der Theaterbühne zu zeigen, konnte das Stück in England jahrzehntelang nicht aufgeführt werden. Auch die Vermutung, Salome hätte aus unerwiderter Leidenschaft den Tod von Johannes dem Täufer provoziert, war für die damalige Zeit mehr als skandalös. Die Uraufführung fand schließlich in Paris statt.

Dass man Wildes Stück als Stummfilm umsetzt, erscheint einem heute etwas absonderlich. Denn wie soll man die geschliffene Sprache Wildes in Bildern einfangen? Sind bewegte Bilder dafür ein Ersatz? Alla Nazimova wählte daher für ihre Version von Salome die Bildsprache Beardsleys als Vorbild. Für damalige Zeiten hohe Produktionskosten von 350000 Dollar schuf sie mit Regisseur Bryant einen Film, der versucht, die sexuell aufgeladene Atmosphäre von Wildes Stück ebenso einzufangen wie die hochstilisierten Bilder des Jugendstil-Künstlers. Und das wiederum führte zu einem Skandal: Keiner der großen Filmverleihe war bereit, wegen der übertrieben stilisierten Darstellung sexuellen Begehrens den Streifen ins Kino zu bringen. Die Nasimova ruinierte sich damit nicht nur finanziell sondern brachte auch ihre Karriere ebenso zum Stillstand, wie die von Regisseur Bryant plötzlich zu Ende war. Dazu hatte sicherlich die Verleumdungskampagne beigetragen, sämtliche Darsteller des Films seien homosexuell.