MUSE, DIE ZEHNTE. ANTWORTEN AUF SAPPHO VON MYTILENE

am Anfang war noch
Aphrodite da. Ich kam
mir blöd vor, kann
kein griechisch, kannte
beide nicht. Dann
ging sie weg, wer weiß
wohin, sie sagte was
von Spree. Dann also
wir allein. Nein, schlafen
nicht, wir trinken Tee.
Ich sage, Sappho, du bist
unumgänglich, wie wär’s
du schreibst noch eine
Insel-Ode, une ode d’île?
Sie schaut mich fragmentarisch
an, reicht mir Papiere,
Rollen, eine Rolex, Zeit
für neue Texte, sagt sie,
und eine Insel-Ode
ist dabei. Ich bin perplex.
Leg mir die Uhr ums Hand-
gelenk, lenk meinen Blick
zum Text, Schreck:
Ich kann das nicht lesen,
Sappho! Ihr Blick geknickt.
Ich hatte so gehofft …
Im Hof sitzt Sappho,
ratlos, rastlos, folgt
durchs Hoftor Aphrodite,
die Rolex, ruf ich, sie
sieht sich nicht um, und ich,
ich sitze mit der Armbanduhr
und ohne Text im Hof, ich geh
nach oben, leg mich
schlafen, träum,
ich trät in Scherben