1968 ging der im Zuge des Blues-Revivals wiederentdeckte Bukka White erstmals mit einer Band ins Studio. Mit ihnen hat er einige seiner klassischen Bluesgeschichten neu aufgenommen.

Die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts waren eine Zeit der Wiederentdeckung großer Country-Blueskünstler. Musiker, die in den 20er bis 40er Jahren Hits für die zahlreichen Blues-Label geliefert hatten, wurden jetzt aus der Vergessenheit geholt, nachdem junge Weiße begonnen hatten, dem Blues auf ihre Weise Referenzen zu machen. Bukka White (eigentlich Booker T. Washington White, 1909-1977), der zwischen 1930 und 1940 Plattenaufnahmen vor allem für Vocalion gemacht hatte, zählte neben Son House, Sleepy John Estes oder Mississippi John Hurt zu dieser Gruppe. 1968 wurde er für Blue Horizon erstmals mit einer Band zusammen ins Studio geholt.

Besonders durch seine Lieder über das Leben auf im berüchtigten Parchman-Gefängnis (besungen etwa in „Parchman Farm“) war er vor dem Krieg bekannt geworden. Doch leben konnte er davon nicht mehr. Zu sehr war der Country-Blues damals schon aus der Mode gekommen. Doch in den 60er und 70er Jahren schätzte man ihn gerade als musikalischen Geschichtenerzähler mit Gitarre.

Die Band mit jungen Bewundereren, die 1968 im Studio zusammenkam, hält sich zurück, um dem Meister nicht die Show zu stellen. Und so kommen die Titel Whites (und Muddy Waters‘ Baby Please Don’t Go) erfrischend altmodisch zur Geltung. Dafür ist natürlich auch die Live-Atmosphäre der Produktion zuständig, die vollständig ohne Mehrspurverfahren oder nachträgliches Editieren auskam. Produzent Mike Vernon schildert in seinen Liner Notes, dass an diesem Tag noch weitere Aufnahmesessions mit anderen Künstlern eines Bluesfestivals in Memphis gemacht wurden. Und er ist sich nicht sicher, in welcher Reihenfolge das alles damals geklappt hatte…

Wer also einen der besten Geschichtenerzähler des authentischen Country-Blues (großartig: Give Me An Old, Old Lady – was soll man schon mit jungen Frauen???) neu entdecken will, ist mit dem mittlerweile auf CD auch nur noch antiquarisch erhältlichen Album „Memphis Hot Shots“ gut bedient.