Sieben Jahre ist es schon her, dass Bonnie Raitt im Studio war. „Slipstream“ ist eine gelungene Mixtur von bluesigen Klängen und Rootsrock, geprägt von der warmen Stimme Raitts und natürlich von ihrer unnachahmlichen Slide-Gitarre.
Irgendwie ist es schade, dass Bonnie Raitt so lange mehr kein wirkliches Bluesalbum gemacht hat. Doch das ist wohl die Haltung eines snobistischen Puristen. Den großen Erfolg hatte die Sängerin und Gitarristin ja erst, als sie mainstreamtauglichen Pop-Blues-Rock auf ihre Platten packte. Und meist hat sie es dabei in den Jahren geschafft, niemals völlig beliebig und langweilig zu werden.
Auf „Slipstream“ finden sich wieder (zu den großen Songwriterinnen hatte Raitt nie gehört, dafür aber zu den Interpretinnen, die Stücke von anderen in einer völlig überzeugenden Art interpretieren können) Songs aus dem weitesten Umfeld der anspruchsvollen Rockmusik. Erstaunliche Entscheidung etwa, gleich zwei Stücke von Dylans „Time Out Of Mind“ zu nehmen. „Standing In The Doorway“ erhält durch Riatts Interpretation eine Spannung und Tiefe, die man der von Dylans Original gut an die Seite stellen kann. „Million Miles“ wird auf die Blueswurzeln bloßgelegt und bleibt doch von der Trostlosigkeit und Todesnähe weit entfernt. Hier merkt man es klar, dass Raitt es eben auch wichtig ist, in den Medien gespielt zu werden und ihren Sound entsprechend anpasst. Gerry Raffertys „Right Down The Line“ wird so zum frisch swingenden Reggae. Und bei „Used To Rule The World“ zeigt sie, dass sie noch immer funkigen Bluesrock drauf hat. Und wenn sie „Down To You“ runterrockt, dann fragt man sich, warum die Stones in den letzten Jahrzehnten keine so erdigen Rocksongs mehr aus dem Ärmel schütteln konnten. Vielleicht sollten sie Raitts selbstgeschriebene Nummer aufnehmen? Einer der Höhepunkte von „Slipstream“ kommt ganz zum Schluss: Joe Henrys Ballade „God Only Knows“ – Raitt fast ganz allein mit Piano in einer Zerbrechlichkeit, dass es ans Herz geht.