womack bravestDie Bezeichnung „Legende“ dürfte bei einem Soulsänger wie Bobby Womack durchaus angebracht sein. Nach zwölf Jahren erscheint im Juni 2012 endlich wieder ein neues Album. „The Bravest Man In The Universe“ wurde unter anderem produziert von Damon Albarn, mit dem Womack schon bei den Gorillaz zusammen wirkte.

 

Nein, Womack will es sich nicht im Bereich der Retro-Szene gemütlich machen. Wenn er Songs aufnimmt, dann sollen sie auch ganz deutlich in der Gegenwart angesiedelt sein. So ergeben sich bei „The Bravest Man in the Universe“ Spannungen zwischen seiner vom Leben und den Schicksalsschlägen aufgerauhten Stimme und elektronischen Soundteppichen, die Albarn ihm ausbreitet. Die Botschaft Womacks ist allerdings die Gleiche wie schon in den 70er und 80er Jahren: Liebe und Bereitschaft zur Vergebung sind die Kräfte, auf die es in der Welt ankommt. Man kann ihn getrost als Prediger begreifen wie etwa auch Marvin Gaye letztlich einer war und Al Green noch immer einer ist. In genau dieser Linie spielen seine Lieder auch im Jahre 2012. Da macht es überhaupt keinen Unterschied, ob da klassische Gospel wie „Deep River“ oder gegenwärtige Lieder wie „Dayglo Reflection“ erklingen. Wobei die Songs für mich umso besser wirken, je weniger Effekte von Womacks Stimme ablenken: Im Prinzip reicht da schon eine akustische Gitarre oder ein Piano, um ein Lied zum Leben zu erwecken. Doch das reichte den Produzenten nicht aus. Und das ist auch die Schwäche der Scheibe: Die Synthetik der Begleitung ist Lieder wie diesen meiner Meinung nach nicht angemessen. Schon Womacks Alben in den 80er Jahren hatten daran gewaltig zu leiden, dass seine Lieder durch die Produktion in ein Klangkonzept gepresst, dass sie aus heutiger Sicht fast unhörbar macht.

Klar, dass so ein Comebackalbum heutzutage nicht ohne prominente Gastsänger auskommt. Bei Womack sind das beispielsweise Lana Del Rey, der inzwischen leider verstorbene Gil Scott-Heron („Stupid Introlude“) und Fatoumata Diawara („Nothin‘ Can Save Ya“).

Schön und auf jeden Fall eine gute Nachricht für alle Soulfans ist die Tatsache, dass Womack mal wieder ein Album veröffentlicht hat. Und wer Womack erst über die Gorillaz kennengelernt hat, dürfte meine Soundkritik wohl kaum als relevant betrachten.