Schon zwei Jahre nach „Modern Times“ erschien mit „Together Through Life“ ein neues Studioalbum von Bob Dylan. Und wie in allen Alben spätestens seit „Time Out Of Mind“ ist er auch hier auf der Suche nach den Geistern der nicht nur musikalischen Vergangenheit.
Da ist zuerst der gemütliche Rhythmus, der einen gefangen nimmt, Beats, die so schon seit Jahrzehnten in der Luft zu liegen scheinen. Dazu eine Begleitung, die einen in texanische Kleinstädte irgendwann in den 40/50er Jahren versetzt. Doch die Stimme macht eines klar: Hier ist Bob Dylan am Werk. Und mal wieder hat er sich auf die Suche nach den Geistern der Vergangenheit gemacht.
Nicht erst seit Time Out Of Mind wird deutlich, dass Dylans Alterswerk so wie zuvor fast nur in den Basement Tapes von den Archetypen des alten Amerika geprägt wird: Da ist Blues aus Chicago der 30er zu hören, Tex-Mex-Fröhlichkeit und die düsteren Balladen der weiten Ebenen und verlassenen Bergtälern. Und auch wenn der Eröffnungssong behauptet: Beyound Here Lies Nothing: Together Through Life ist ein Album voller Leben und Sehnsucht.
So sucht er in „If You Ever Go To Houston“ durch die Erinnerung auf der Suche nach dem verlorenen Mädchen. Und in „Life Is Hard“, einer Country-Ballade, verwandelt Dylan Willie Dixons „I Just Wanna Make Love To You“: Hier klagt der Sänger, dass die Heimatstadt seiner Frau die Hölle ist.
Doch bei aller Tiefe: es gibt durchaus auch schwache Stücke auf dem Album. Jolene oder Shake Mama Shake können bei aller Schmissigkeit nicht wirklich überzeugen. Bluesrock muss nicht so platt daher kommen. Schon gar nicht von einem Künstler wie Dylan. Doch letztlich scheint es ihm gar nicht um das Abliefern eines ewiggültigen meisterlichen Statements gegangen zu sein. Sondern einfach um ein Lebenszeichen aus einem Land, das unter den aktuellen Nachrichten zu oft verschüttet wird. Ein Amerika der Sehnsucht und der Träume von einer glücklichen Zukunft trotz aller Düsterkeit und allem Scheitern.