Wenn man kurz vor der polnischen Grenze wohnt und dann doch erst aus den USA auf das Album einer polnischen Bluesband hingewiesen werden muss, dann macht das deutlich, wie dicht die Grenzen in Sachen des musikalischen Austauscht heute noch sind. Und das ist schade, wenn man sich das Album „Simply Blues“ des 2010 gegründeten Trios Blues Point anhört.

Wlodek Sobczak gehört schon seit den 70er Jahren zur polnischen Bluesszene. Damals gehörte er zur Full Light Blues Band. Mit Blues Point kann sich der Sänger und Gitarrist (auf Simply Blues spielt er außerdem noch Bass, Schlagzeug und Keyboard) auch als Komponist und Texter verwirklichen. Und die Songs sind nicht einfach nur Blues, wie es der Albumtitel suggeriert. Blues Point spielen eine meist akustische Melange aus Blues, Folk, Jazz, Funk und Rhythm & Blues. Neben den prägnanten Gitarren von Sobczak und Mirek Borkowski (Full Light Blues Band, Country Family) ist es vor allem das Saxophon von Arek Osenkowski (Funktet, Magda Piskorczyk), was den Sound prägt zu etwas Besonderen im europäischen Blues der Gegenwart macht.

Songs wie „Whiles Like Diamonds“ oder die großartige Coverversion von Philipp Fankhausers „Lonely In This Town“ sind die richtigen Songs für Nächte irgendwo in leeren Straßen einer Großstadt: Kein Country-Blues, keine ländliche Idylle sondern Cityblues des 21. Jahrhunderts ist das. Musikalisch ist das spannend und überraschend. Was ab und zu ein wenig stört, ist der Gesang, dem man anhört, dass die Musiker in dieser Sprache weniger zu Hause sind als im Polnischen. Oder aber man hört darin eine exotische Komponente einer gewiss nicht alltäglichen Bluesmusik.