Hallo, das ist die vierte Ausgabe von Blues News & Views aus Detroit. Und in diesem Monat möchte ich über einen Detroiter Künstler und Musiker sprechen, meinen Bruder Steve Glazer.
 

Howard Glazer: Blues, Views & News from Detroit #4

Steve stellt nicht nur einige großartige Kunstwerke her, er ist außerdem Bass-Spieler. Er spielte bei zwei Stücken auf „Live in Detroit“ von Emmanuel Young with Howard Glazer & the EL 34s mit, live spielte er unzählige Male mit Young, mit Harmonica Shah oder mit mir. Außerdem gehört er zu Karanji‘s Soulwater. Steve ist außerdem der Mensch, der mich zur Gitarre, zum Rock & Roll und zum Blues gebracht hat. Daher schulde ich Steve eine Menge, musikalisch und künstlerisch gesehen.

Meine Brüder und ich wuchsen auf umgeben von Musik und Kunst. Unsere Eltern waren beide Musiker, unsere Mutter unterrichtete Musik an öffentlichen Schulen Detroits. Und unser Vater war Profimusiker in einer Big Band (Don Pablo & His Orchestra) und gab außerdem Privatunterricht. Die Liebe zu allen Künsten, besonders zur Musik ist in uns allen tief verwurzelt.

Steve hat mal gesagt, dass die liebsten Dinge, die er gern regelmäßig macht folgende seien: Kunst zu unterrichten, seine Kunstwerke zu erschaffen und Musik zu spielen. Wenn er gefragt würde, nur eine davon auszuwählen, würde ihm die Auswahl sehr schwer fallen …

HG: Wodurch wurdest Du zuerst an Musik interessiert?
Mein Interesse begann, als ich den Bruder eines Mädchens sah, in die ich während der Junior Highschool verliebt war. Der trat mit seiner Band bei einem Schultanz auf. Live gespielten Rock & Roll zu sehen (auch wenn ich nicht wusste, was die überhaupt spielten), war ein Moment, der das Leben veränderte. Ich glaube, ich vergaß die junge Frau bald wieder, nachdem ich vom Rock & Roll infiziert war.

HG: Was waren Deine ersten musikalischen Einflüsse?
Die ersten Lieder, die ich hörte, waren ziemlicher Standard-Pop im Radio. Die erste Platte, die ich kaufte, war „Snoopy Vs. The Rad Baron“ von The Royal Gardsman, aber bald danach hörte ich Motown und frühe Psychedelic wie „I Had Too Much To Dream Last Night“ von The Electric Prunes. Nach einem Jahr oder so hörte ich dann „Kick Out The Jams“ von so ziemlich meinen ersten (und ausdauerndsten) musikalischen Helden, von MC5 aus Detroit.

HG: Wann hast Du den Blues entdeckt?
Ungefähr zur gleichen Zeit, als ich die Rock & Roll-Szene von Detroit entdeckte, entdeckte ich auch den Blues. Ich fuhr gewöhnlich samstags mit einem Stadtbus nach Downtown und spazierte zwischen all den hohen Gebäuden. Und oft kam ich an einem blinden Gentleman vorbei, der an der Ecke eine Gasse beim alten Hudon‘s Store saß. akustische Gitarre spielte und den Blues sang. Ich hab nie herausbekommen, wer das war, aber die Musik hat einen Akkord in meiner Seele zum Klingen gebracht, der ein Leben lang anhält.

HG: Daran erinnere ich mich auch sehr deutlich, denn ich bin oft mit Dir losgezogen, hab den Bus nach Downtown genommen, wo es Plattenläden gab und den Bluesman bei Hudson‘s. Ich hab die gleiche Geschichte schon sehr oft erzählt. Was machst Du heute musikalisch?
Mittlerweile spiele ich – und hab dem auch eine ganze Menge meiner privaten Zeit gewidmet. bei dem R&B/Hiphop-Projekt Karanji‘s Soulwater. Daran glaube ich wirklich und ich liebe die Musik, die wir dort gemeinsam machen. Besonders genieße ich es, wenn ich mit Leuten wie Emmanuel Young, Harmonica Shah oder auch welchen von den weniger bekannten legendären Bluesmen Detrots spielen kann. Diese Leute sind Legenden, und mit ihnen zu spielen und sie in ihrer Kunst zu unterstützen ist eine solch unglaubliche Erfahrung, dass ich sie nicht in Worte fassen kann.

HG: Was brachte Dich zur Keramik?
Meine Liebe zum Ton begann, als ich einen Lehrer sah, der einen Topf auf einer Töpferscheibe herstellte, als ich in meinem Seniorjahr an der Milford High School war. Von dem Moment an war ich total begeistert. Ich begann, einen Bachelor in Bildender Kunst mit Konzentration auf Keramik in Kombination mit einer Lehrbefährigung für Kunst an der Eastern Michigan University und einen Master of Arts im Bereich Keramik an der Central Michigan University anzustreben. Eine zufällige Begegnung mit Dick Hay brachte mich für die nächsten drei Jahre an die Indiana State University (wo Hay 40 Jahre lang unterrichtete). Nachdem ich meinen Abschluss als MFA der Indiana State University bekommen hatte, begann meine Karriere als Lehrer und wurde schnell zu einer weiteren Leidenschaft. So wie ich das während meiner ganzen Karriere gemacht habe, fertige ich meine eigenen Arbeiten in der wenigen Zeit, die ich zwischen dem Unterricht und anderen schulischen Verpflichtungen finde.

Steves jüngste Ausstellung an der River‘s Edge Gallery in Wynadotte (Michigan) hat den Titel „The Motor City Giot Society Series“. Es ist eine Gruppe von Ton-Masken, die ihre Inspiration von den Griots der westafrikanischen Kultur beziehen. Die Griot wahren federführend bei der Weitergabe der mündlichen Geschichte ihrer Kulturen oder Stämmer. Aber sie hatten auch andere Rollen wie Entertainer, Musiker, Heiler, spirituelle oder persönliche Ratgeber und soziale Führe. Die Griot hatten Kräfte und Visionen, die über das Normale hinaus reichten.

Diese gleichen gegensätzlichen Kräfte treten zu Tage beim Leben in Detroit, einer Stadt die heute geschmäht wird, die aber einst gefeiert war. Die Masken reflektieren die Menschen Detroits, ihren Geist und ihre Körper, ebenso aber auch die Maschinen der Industrien, die sie eins zum industriellen Kern Amerikas gemacht haben. Wie die Masken ist auch Detroit voller Farben bei seinen Menschen und seiner Kultur, doch sie sind verwittert von den schwierigen Veränderungen in der Industrie, die entscheidend war für ihre Entstehung. Schließlich zeigt die menschliche Form der Motor City Griots Society den Weg vorwärts für Detroit, bewegt von den Herzen und Sinnen ihrer Bewohner.

Steves Arbeiten kann man weltweit über die Internetseite http://artattheedge.com im „Shop Detroit Art“ erwerben. Dort muss man nach dem Künstler Steve Glazer suchen.