Mancherorts wird „The Wipporwill“ bereits als Referenz für Southern Rock im 21. Jahrhundert bezeichnet und Blackberry Smoke als legitime Nachfolger von Lynnyrd Skynnyrd. Auch wenn man solchen Superlativen nicht gleich folgen will, kann man doch nicht umhin, ein gelungenes Album zu empfehlen, dass mit Verspätung jetzt auch in Deutschland auf den Markt kommt.
 

Am Southern Rock spalten sich die Geister. Manche halten diese Mixtur aus Bluesrock, Soul, Country und dem Erbe klassischer Jambands für die Musik beschränkter Rednecks. Für andere sind Bands wie die Allman Brothers, Lynnyrd Skynnyrd oder in jüngster Zeit The Royal Southern Brotherhood oder Southern Hospitality so ziemlich die letzten, die für die große Tradition der Rockmusik jenseits sämtlicher Indie- oder sonstigen Wellen stehen.

Blackberry Smoke sind nicht so hart wie Molly Hatched, manchmal erinnert ihr Country-Feeling an Little Feat. Und auch die Fans der Black Crowes dürften sich bei „The Wipporwill“ gut aufgehoben fühlen. Zu hören bekommen sie eine relaxte Mixtur aus Midtempo-Rockern und Balladen. Dazu hämmert das Honky-Tonk-Klavier und die Orgel sorgt beständig neben den jubelnden Gitarren für farbige Konstraste. Und inhaltlich: Hier gibt‘s keinerlei Redneck-Klischees vom rechten Rand sondern jede Menge Country-Sentiment. Highlight des in Deutschland mit paar live aufgenommenen Bonustracks neu veröffentlichten Werks ist für mich gleich der Opener „Six Ways To Sunday“. Aber auch „One Horse Town“ oder der mit digitalem Vinylknistern patinierte „I Ain‘t Got The Blues“ können sich bei mir positiv in den Ohren festsetzen.