Ob mit seinem Orchestra oder dem akustischen Hot Club – der in London lebende Gitarrist und Sänger Benoit Viellefon gehört zu den besten Musikern im Bereich der Swingmusik in Europa. Sein zweites Album „Live at the Quecumbar“ entstand in ganz klassischer Manier: Lediglich ein Mikrofon für die sechs Musiker in einem kleinen Club. Intimer und lebendiger kann man Gypsy Swing kaum präsentieren.
Manchmal passieren Geschichten, für die man die Realität eigentlich wegen der Verwendung von Klischees verklagen sollte. Gerade hatte ich „Live at the Quecumbar“ im Büro erstmals aufgelegt, als ein Franzose den Laden betrat und fragte, ob wir nicht Werkzeuge zum Schleifen hätten. Haben wir natürlich nicht. Schreibfedern nutzen wir eher selten – und die entsprachen auch nicht dem Firmenprofil des fahrenden Handwerkers. Aber als er genauer auf die Musik hörte, begannen seine Augen zu strahlen. Und schon waren wir in einem Gespräch über Django Reinhardt und andere Swingmusiker der Roma. Am liebsten hätte er sich das Album sofort auf CD kopieren lassen. Und das dürfte das beste Kompliment sein, was jemand einem Album beim ersten Hören machen kann.
Die Musik von Reinhardt und seiner Nachfolger bildet einen Schwerpunkt von Viellefons Musik. Hinzu kommt allerdings noch „normale“ Tanzmusik der 40er Jahre und die klassische Musette, was insgesamt eine wunderbar altmodische und mitreißende Mixtur ergibt, die französischer nicht sein kann. Sein Hot Club spielt in der Besetzung von zwei Gitarren, Klarinette, Trompete, Akkordeon und Bass. Ob die Band nun Klassiker interpretiert wie etwa den unkaputtbaren „Caravan“ von Ellington oder eigene Songs von Viellefon (wundervoll besonders: My Dog Is A Gypsy“) macht bei dem Album keinen Unterschied. Denn hier werden Songs interpretiert und nicht nachgespielt. Und das macht die Band in der Retro-Swing-Szene zu einer der wichtigsten, weil bei ihr eben die Swingmusik nicht museal ausgestellt wird und tot ist. Nein, Benoit Viellefon Hot Club lässt den Swing lebendig bleiben. Und dass sie damit großen Erfolg haben und daher ihre Plattenpräsentation gar in der Royal Albert Hall feiern werden, ist wohl verdient.