london_daysMit „London Days“ haben B.B. & The Blues Shacks einen heißen Anwärter auf das Bluesalbum des Jahres abgeliefert. Produziert von Liam Watson (The White Stripes, James Hunter) in dessen Londoner ToeRag Studios liefern die Hildesheimer eine wundervolle Mischung aus Soul, klassischem Rhyhtm & Blues und Blues ab.

Es passiert selten, dass mich eine Platte sofort bei den ersten Tönen umhaut. Hier war ich vorgewarnt: Wenn mein Webmaster eine meiner Platten spontan hervorragend findet, dann hat sie auf jeden Fall etwas Besonderes. Denn der Webmaster ist nun wirklich kein überzeugter Bluesfan.

Dann das erste Mal, als sich die CD (wundervolles Cover im Übrigen!) im Player dreht, müssen meine Gesichtszüge entgleist sein. Jedenfalls blieb der Mund offen stehen: Real Good Times heißt der erste Song. Und er bleibt sofort im Ohr. Ein wunderschönes Stück Soul mit Bläsern, dazu (wie überhaupt bei den meisten Stücken) das Quartett um eine Hammondorgel verstärkt. Druckvoll aber nicht aufdringlich. Man ist versucht, den mittlerweile zum Unwort verkommenen Begriff Retro einzusetzen. Old School ist das auf jeden Fall: Hier musizieren Leute, die die Geschichte des Blues und Soul in den letzten Jahren verinnerlicht haben und die mit ihren Texten ganz im Heute leben.

Die musikalische Bandbreite der BBs auf London Days ist für jemanden, der die Karriere dieser erstaunlichen Band nicht von Anfang an verfolgt hat (ich gestehe hier freimütig meine Bildungslücke und gelobe feierlich Besserung), erstaunlich: von klassisch swingendem Rythtm & Blues (mit stilechten Backgroundchören orignal aus den 50ern) über Soul bis hin zu wirklichem Chicago-Blues reicht sie. Sänger Michael Arlt zeigt in all den Stilen eine beindruckende Performance und weiß auch an der Bluesharp zu überzeugen. Die Gitarrenlinien von Andreas Arlt sind großartig wie auch die unwahrscheinlich groovende Rhythmussektion.

Vergleiche zu James Hunter mögen manchen kommen. Doch im Gegensatz zu seinem letzten Erfolgsalbum ist die Musik längst nicht so zurückgenommen und relaxt. Bei Stücken wie dem Blues „Between The Lines“ wird klar: Hier ist eine Band, die wenn es das Lied erfordert, zum Angriff übergeht und sich nicht hinter Weichspülerflaschen versteckt. Und auch Soulballaden wie „Just You“ werden wesentlich spannender dargeboten als bei Hunter. Eingespielt wurden die 14 (+1) Titel live im Studio. Die Bläser stammen aus der Band von Van Morrison. Zumindest aus deutschen Landen habe ich in diesem Jahr noch kein besseres Album gehört. Offizieller Erscheinungstermin ist der 30. Juni.

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