In unserer Bildungsveranstaltungsreihe „DEFA-Filme zwischen Staatsauftrag und Kunst“ zeigen wir am 05. März um 19.30 Uhr in der Wirkstatt (Greifswald, Gützkower Straße 83) den Film „Die Mörder sind unter uns“. Er wird als 1. DEFA-Film und gleichzeitig 1. deutscher Nachkriegsfilm gezählt. Seine Uraufführung erlebte der Film am 15. Oktober 1946. Die Regie lag in den Händen von Wolfgang Staudte (1906-1984), welcher bis 1955 mehrere Filme für die DEFA drehte. 

DEFA-Filme zwischen Staatsauftrag und Kunst

Darunter befinden sich so bekannte Streifen wie „Rotation“ (1948), „Der Untertan“ (1951) und „Die Geschichte vom kleinen Muck“ (1953). 1955 versuchte Staudte „Mutter Courage und ihre Kinder“ zu verwirklichen, aber tiefgreifende künstlerische Differenzen zwischen Brecht und Staudte führten bereits nach zwei Wochen zum Abbruch des Projektes. Staudte kehrte daraufhin endgültig der DEFA den Rücken und drehte danach in der damaligen BRD. Große Beachtung fand der Film „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959), welcher auch in den Kinos der DDR gezeigt wurde. Für das Fernsehen entstanden z.B. „Der Seewolf“ (1971) und viele Folgen für den „Tatort“.

Den Stoff für „Die Mörder sind unter uns“ hatte Staudte bereits vor Kriegsende konzipiert und bot ihn 1945 den Alleierten an, welche aber eine Verfilmung ablehnten. Lediglich bei den Russen fand Staudte ein offenes Ohr, musste allerdings den Filmschluss umschreiben. Für Wolfgang Staudte war der Film auch eine Aufarbeitung seiner eigenen Geschichte. So hatte er zum Beispiel 1940 als Schauspieler eine Nebenrolle in dem Propagandafilm „Jud Süß“ übernommen.

Für die Hauptrollen verpflichtete er Hildegard Knef (1925-2002) und Ernst Wilhelm Borchert (1907-1990). Letzterer wurde noch vor der Premiere des Films von den Amerikanern verhaftet, da er auf einem Fragebogen seine Mitgliedschaft in der NSDAP verschwiegen hatte. Dadurch wurde sein Name auf den Plakaten getilgt und die Werbung stützte sich auf Hildegard Knef. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass Borchert lediglich ein kleiner Mitläufer der Nazis gewesen war, wurde er wieder entlassen und konnte an der Premierenfeier teilnehmen. Die Dreharbeiten zum Film fanden in den Ruinen Berlins statt. So hatte die Filmcrew ständig mit Ratten zu kämpfen. Die Filme dieser Zeit gingen auch als „Trümmerfilme“ in die Geschichte ein.

Inhalt:
Berlin 1945. Susanne (H. Knef) kehrt aus dem Konzentrationslager in ihre Wohnung zurück. Hier lebt bereits der vor kurzem aus dem Krieg heimgekehrte Chirurg Mertens (E. W. Borchert). Mit übermäßigem Alkoholgenuss versucht dieser seine traumatischen Kriegserlebnisse zu verdrängen. Susanne hilft ihm und beide nähern sich an. Da trifft er seinen ehemaligen Hauptmann Brückner (Arno Paulsen). Dieser hatte drei Jahre zuvor im Osten ein Massaker an Frauen, Kindern und Männern befohlen und ist nun bereits wieder ein aalglatter Geschäftsmann, dem es egal ist, ob er aus Stahlhelmen Kochtöpfe macht oder umgekehrt. Weihnachten 1945 fordert Mertens Sühne.

(Redaktion: Jürgen Meier)
Der Eintritt ist frei!