Zahlreiche Literaturpreise und einer ihrer Kritiker gingen in der Woche vom 15. bis 22. August durch die Nachrichten. Und die Geschichte des Feuilletonchefs einer großen deutschen Tageszeitung, der in einem Krimi einen Kollegen dahinmetzeln ließ, löste heftige Reaktionen aus. Hier unsere Übersicht über aktuelle Meldungen aus der Literatur:

15.08. 2012

Die Jury des Deutschen Buchpreises 2012 hat aus 162 zur Auswahl stehenden Titel 20 Romane für die Longlist nominiert. „Am verblüffendsten an unserer Longlist ist wohl ihre Welthaltigkeit, kaum eine Dimension, die nicht vorkommt: die große Liebe und der avancierteste Kapitalismus, die Erfahrung des Heiligen so gut wie Schocks der Kälte und Einsamkeit. Unsere zwanzig besten Romane greifen aus: in den Jemen, nach Nordafrika, nach Polen und nach Argentinien, ins gänzlich Imaginierte sowieso. Und überraschend viele versuchen sich an geschichtlichen Bestandsaufnahmen der Bundesrepublik in den 50er, 60er und 70er Jahren. […] Die Jury diskutierte lang, kontrovers – und durchwegs freundschaftlich. Sie einigte sich auf eine Liste, auf der Alte Meister neben noch wenig bekannten, jüngeren Autoren stehen.“, kommentierte Juryspecher Andreas Isenschmid. Aus den Titeln der Longlist wird eine sechs Titel umfassende Shortlist erstellt, welche am 12. September bekannt geben wird. Der Preisträger bzw. die Preisträgerin wird am 8. Oktober – zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse – bekannt gegeben. Der Deutsche Buchpreis ist mit 25.000 Euro dotiert, doch auch die fünf weiteren „Finalisten“ gehen nicht leer aus – sie erhalten jeweils 2.500 Euro.
Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur übertagen die Preisverleihung live.

Es ist nicht selten, dass sich Autoren nebenbei als Literaturrezensenten verdingen. Als selten anzusehen aber ist, dass ein Feuilletonchef einer großen deutschsprachigen Tageszeitung unter Pseudonym einen Krimi mitschreibt. Thomas Steinfeld, in eben dieser Funktion bei der [[Süddeutschen Zeitung]], hat sich – in Reaktion auf einen Beitrag der Zeitung [[Die Welt]] – als Co-Autor (Per Johansson) des schwedischen Krimis Der Sturm zu erkennen gegeben. Nebenbei wies er die Vermutung, das Mordopfer im Buch sei [[Frank Schirrmacher]] – Mitherausgeber der [[FAZ]] –, zurück. Das Opfer sei eine „abstrakte, idealtypische Gestalt“ und er kein Kindskopf. Den Beitrag des Welt-Literaturkritikers Richard Kämmerling bezeichnete er überdies als „radikale Verschwörungstheorie“.

17.08.2012

Die diesjährigen Bayrischen Kunstförderpreise in der Sparte Literatur, die begabte Nachwuchsautoren unterstützen sollen, erhalten die Augsburger Lyrikerin Lydia Daher sowie die Romanautoren Elias Wagner (München) und Christian Lorenz Müller (Rosenheim). „Die Kunstförderpreise des Freistaats Bayern in der Sparte Literatur gehen in diesem Jahr an Schriftstellerpersönlichkeiten, die sich durch besondere künstlerische Eigenständigkeit auszeichnen“, kommentierte der bayrische Kultusminister Wolfgang Heubisch die Vorschläge der Jury. „Die beiden Autoren Elias Wagner und Christian Lorenz Müller haben Romandebüts vorgelegt, die in markanter Weise vom Mainstream abweichen. Lydia Daher geht seit Jahren einen eigenen Weg, der Wortkunst und Musik verbindet.“
Die Preise sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert und werden Ende November bei einem Festakt in München verliehen.

20.08. 2012

Der britische Schriftsteller [[Irvine Welsh]], der mit seinem ersten Roman [[Trainspotting]] bekannt geworden ist, kritisiert den wichtigsten britischen Literaturpreis. Der [[Booker Prize]], der seit 1969 jährlich für einen englischsprachigen Roman vergeben wird und mit 50.000 Pfund dotiert ist, sei „imperialistisch“: der einzige Maßstab des Preises sei die englische Oberklasse, aus der alle Preisträger stammten.
Die Jury des Preises hatte Ende Juli ihre Longlist bekannt gegeben. Der Gewinner wird am 16. Oktober verkündet.

22.08. 2012

Der deutsche Schriftsteller [[Sten Nadolny]] wird für seinen Roman [[Weitlings Sommerfrische]] mit dem diesjährigen Rheingau-Literaturpreis ausgezeichnet. Die Geschichte des pensionierten Richters Wilhelm Weitling (auch auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2012), der durch einen Segelunfall zurück in seine Jugend verschlagen wird, führe – so heißt es in der Begründung – „mit menschenfreundlichem Witz und selbstironischen Humor […] zurück auf die Seltsamkeiten und Abenteuer eines in den fünfziger Jahren verschollenen Ichs.“ Bekannt geworden ist Nadolny mit seinem Werk Die Entdeckung der Langsamkeit, mit dem er 1980 den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann. Das Preisgeld teilte er unter allen Teilnehmern auf, um „den Wettbewerb zu entbittern.“
Die Auszeichnung, die mit 10.000 Euro und 111 Flaschen Rheingauer Wein dotiert ist, wird zum Abschluss des Rheingau-Literatur-Festivals am 30. September verliehen.{module Erik Münnich}