Festivalleiter Prof. Alexander Wöll vom polenmARkT und Dr. Christian Suhm vom Alfried Krupp Wisschenschaftskolleg Foto: Uwe RoßnerVom 19. November bis zum 4. Dezember findet der diesjährige polenmARkT in Greifswald statt. Mit dem Festivalleiter und Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald, Alexander Wöll, und dem Wissenschaftlichen Geschäftsführer des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs, Dr. Christian Suhm, sprach Uwe Roßner über die bevorstehende Saison und ihre Neuheiten.

 

Herr Prof. Wöll, was ist 2010 neu?
Wöll: In diesem Jahr hat sich der polenmARkT entscheidend vergrößert. Dieses Mal in wissenschaftlicher Richtung. Ich  bin dem Alfried Krupp Wissenschaftskolleg sehr dankbar, dass wir die Eröffnungsveranstaltung in den Räumen des Krupp Kollegs durchführen können. Der 13. polenmARkT wird ganz sicher ein glücklicher polenmARkT werden. Wird sind ein ganz großes Stück vorangekommen.

Unter wessen Schirmherrschaft findet der diesjährige polenmARkT statt?
Wöll: Erfreulicherweise unter der des Ministerpräsidenten Erwin Sellering. Mit großer Freude und Nachdruck hat er dies übernommen. Das ist ein sehr wichtiges Signal und Zeichen.

Welches Polen präsentiert das Festival?
Wöll: Wir zeigen das junge Polen. Bei unserer Ausrichtung auf Kultur und Wissenschaft ist dies nur ein gewisser Ausschnitt des Landes.

Was ist dort derzeit im Gange?
Wöll: Es kommt nach zwanzig Jahren eine neue Generation zum Zuge. Es ist derzeit ein günstiger Moment in der polnischen Geschichte der letzten 200 Jahre. Die sehr schwierige Ausgangslage zu Beginn der neunziger Jahre ist vorbei. Polen hat heute ein sehr großes Wirtschaftwachstum und blüht in den Künsten und Wissenschaften auf.

Wie kam es zu der Verknüpfung zwischen dem Festival und dem Alfried Krupp Wissenschaftskolleg?
Suhm: Wir waren sehr froh, als Prof. Wöll an uns herangetreten ist und die Eröffnungsfeier in das Krupp Kolleg bringen wollte. Es gibt eine lange Kooperation mit der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald und insbesondere mit der Slawistik. Wir wollen künftig den ukrainistischen Schwerpunkt durch einen polonistischen bei uns im Hause ergänzen. Hierfür gibt es verschiedene Bestrebungen. Zentral ist dabei einmal unsere Beteiligung am polenmARkT. Wir sehen das nicht als Konkurrenz oder als eine Alternative, sondern als eine zusammengefasste Strategie. Wir wollen einen breiteren slawistischen Schwerpunkt ausbilden. Wir werden uns dabei verantwortlich zeichnen für die wissenschaftlichen Elemente des Programms. Das ist die gute Tradition unseres Hauses.

Wöll: Die Kooperation hat bereits eine erfreuliche Tradition. Sie stellt eine Erweiterung der bisherigen Zusammenarbeit dar. Aus dem Ukrainicum, der ukrainischen Sommerschule am Krupp Kolleg geht sie hervor. In diesem Jahr fand es zum fünften Mal statt und ist dort eine der größten Veranstaltungen. Durch die Ausrichtung des Krupp Kollegs auf Polen und der jüngst geschlossenen Städtepartnerschaft zwischen Stettin und Greifswald, hat  es sich aus dem heraus entwickelt, was bereits erfolgreich besteht.

Was sprach aus Sicht des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs für die verstärkte Zusammenarbeit mit den polnischen Kulturwochen?

Suhm: Der polenmARkT passt mit seinem Fokus zu eine unserer Grundstrategien, dem Ostseeraum. Das bot einen hohen Anreiz. Die jetzigen gemeinsamen Maßnahmen greifen ineinander und wir wollen die bereits bestehenden Kontakte vermehren.

Wöll: Wir wollen eine Vermittlung der polnischen Wissenschaft an eine breite Öffentlichkeit ermöglichen. In den letzten Tagen gab es viele Anfragen bezüglich der Veranstaltung über die Ortsnamen. In der Kürze des Festivals und angesichts der eingeladenen Sprecher lohnt es sich aus ganz Deutschland nach Greifswald zu reisen, um die renommierten Fachleute zu hören. Es sind wirklich die ganz großen Namen.

Warum ist das gerade in dieser Universitäts- und Hansestadt wichtig?

Suhm: Die Vernetzung von Wissenschaft und Kultur ist in Greifswald unverzichtbar. Gerade in Bezug auf Polen. Da liegt das Potential.

Welches Renomee genießt der polenmARkT bisher?
Wöll: Es ist das größte Festival dieser Art in der Bundesrepublik. Allen Spezialisten ist er ein Begriff. Auch der Botschaft und allen polnischen Instituten. In Polen ist der polenmARkT sehr bekannt. Wir wollen künftig unser Augenmerk auch in Richtung Ukraine, Belarus, Schlesien und Ostpreußen ausrichten. Das geht über das Polnische hinaus, kommt allerdings dann wieder in die vergleichenden Aspekte. Wir entwickeln uns aus dem Anspruch heraus, nur für Greifswald da sein zu wollen. Das war eine erste Phase. Dank des bisherigen Erfolges ist er über Greifswald hinausgewachsen.

Welche kulturellen Highlights gibt es dieses Jahr?
Dieses Jahr zeigen wir das moderne  Polen. Musikalisch geht es in die ganz eigene Mischung aus Jazz und Punk. Wlodzimierz Nowak stellt sein viel beachtetes Buch die „Nacht von Wildenhagen“ vor. Der Slawist Prof. Dr. Koschmal von der Universität Regensburg spricht über den polnischen Lyriker Zbigniew Herbert. Das berühmte Andrzej Jagodzinski Trio tritt mit Improvisationen über Werken von Frédéric Chopin im Theater Vorpommern auf.

Welche Gestalt nimmt das Festival in naher Zukunft an?
Wöll: Seit diesem Jahr haben wir ein Büro und einen Koordinator. Wir wollen den Kreis der Mitarbeiter vergrößern. Dann steht das Festival organisatorisch auf sicheren Füßen. Alle wollen diesen entscheidenden Schritt gehen.