In unserer Bildungsveranstaltungsreihe „DEFA-Filme zwischen Staatsauftrag und Kunst“ zeigen wir am 11. September um 19.30 Uhr in der Wirkstatt (Gützkower Straße 83, 17489 Greifswald) den Film „Märkische Forschungen“ (1982) nach der gleichnamigen Erzählung von Günter de Bruyn. Mit 300 000 Besuchern war er einer der erfolgreichsten Produktionen der frühen 80er Jahre. Die Regie lag in den Händen von Roland Gräf.

Der Eintritt ist frei. Getränkeversorgung gewährleistet.

DEFA-Filme zwischen Staatsauftrag und Kunst

Winfried Menzel (Kurt Böwe) ist ein angesehener Professor aus Berlin, welcher den vergessenen märkischen Dichter Max von Schwedenow wiederentdeckt hat. Zufällig begegnet er dem Landlehrer Pötsch (Hermann Beyer). Nachdem Menzel festgestellt hat, dass auch dieser das Leben Schwedenows erforscht und beinahe mehr weiß als er selbst, bietet er ihm eine Zusammenarbeit nebst Assistentenstelle in Berlin an. Pötsch ist begeistert, stößt jedoch auf andere Ergebnisse als der Professor und stellt das revolutionäre Bild, welches Menzel von Schwedenow gezeichnet hat, in Frage. So arbeitete Schwedenow, der in seiner Jugend als progressiv galt, später – unter anderem Namen – als reaktionärer Zensor der preußischen Regierung. Um sein Schaffen nicht zu gefährden, verlangt Menzel von Pötsch diese Erkenntnisse zu ignorieren. Der jedoch verweigert das. Nun nutzt Menzel seine Position, um ihn zu Fall zu bringen, doch Pötsch sucht weiter nach dem letzten Beweis.

Roland Gräf, Regisseur:
Das Drehbuch zu Märkische Forschungen ging problemlos durch die Abnahmegremien. Aber auch plausibel, wenn man das Umfeld bedenkt. Günter de Bruyn gehörte zu den wichtigsten DDR-Autoren, und die DEFA trug eine Schuld vor sich her, weil sie noch nie einen Film von ihm gemacht hatte. Außer „Buridans Esel“ („Glück im Hinterhaus“ von 1979/80 Anm. d. R.), aber den viel zu spät und dadurch in seinem Zeitbezug entschärft. Mein Film konnte eine kulturpolitische Lücke füllen. Und dann glaubten wohl ein paar Entscheidungsträger nicht daran, dass diese Wissenschaftler-Geschichte im Kino überhaupt Erfolg haben könnte. Ich war ja selbst unsicher. Vielleicht haben sie aber auch die Brisanz nicht entdeckt. Oder sind ihr ausgewichen. Gelesene Dialoge sind ausdeutbar. Aber wenn sie von Hermann Beyer, Kurt Böwe oder Jutta Wachowiak gesprochen werden, sind sie unverrückbar, da kann man nicht mehr deuten.

Jutta Wachowiak, Schauspielerin:
Diese Arbeit hat mir Riesenspaß gemacht, das ist einer meiner Lieblingsfilme. Er läuft immer noch, der funktioniert in dieser Gesellschaft genau so wie in der vorhergehenden – leider.

Roland Gräf (*1934) zählte zu den wichtigsten Regisseuren der DEFA, für die er seit 1960 zunächst als Kameramann arbeitete. Sein Debut als Regisseur hatte Gräf 1970 mit dem Gegenwartsfilm „Mein lieber Robinson“. In seinen Filmen versuchte er stets, die DDR-Wirklichkeit darzustellen und erhielt dafür Anerkennung im In- und Ausland. Sein Film „Die Flucht“ (1977) wurde auf dem Internationalen Filmfestival Karlovy Vary mit dem Hauptpreis geehrt. Die Tragikomödie „Märkische Forschungen“ hatte am 21.4.1982 ihre Premiere. Große Beachtung fanden auch seine Filme „Fallada – letztes Kapitel“ (1988) und „Der Tangospieler“ (1991). Von 1985 bis zur Privatisierung des Studios und der Entlassung der künstlerischen Mitarbeiter war Gräf Vorsitzender des Künstlerischen Rates. Seinen letzten Kinofilm „Die Spur des Bernsteinzimmers“ drehte er 1992.

Märkische Forschungen
Tragikomödie DEFA 1982
Regie: Roland Gräf
Kamera: Peter Brand
Musik: Günter Fischer
Darsteller: Hermann Beyer
Kurt Böwe
Jutta Wachowiak
Eberhard Esche
Michael Gwisdek u.v.a.

Literatur / Literaturempfehlung: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme / Spur der Filme
Redaktion: Jürgen Meier