2: Wer waren die Künstler, die dich dazu brachten, dass Du diese Musik spielen wolltest. Und wann stelltest Du fest, dass Du dazu das Talent hast?
Wie bei vielen Gitarristen war Clapton zweifellos mein Weg in den Blues. Und das John Mayall & The Bluesbreakers-Album war eine echte Inspiration. Durch Clapton entdeckte ich die älteren Großen wie Buddy Guy, Albert Collings, Freddie King und Muddy Waters. Dann – ein wenig später – sah ich im britischen Fernsehen ein Interview mit einem Typen, der Stevie Ray Vaughan hieß, und er änderte alles erneut! Er nahm alles in einem höheren Gang – er schien in seinem Spiel irgendeine Energie zu kanalisieren, die ich noch nie gehört hatte, und die mich völlig umhaute. Ich denke nicht, dass ich irgendwann wirklich drüber nachgedacht habe, ob ich das „Talent“ habe, wie meine Helden im Blues zu spielen. Ich wusste nur, dass ich das wollte und verbrachte fast jeden Abend meiner Teenagerjahre eingeschlossen in meinem Zimmer mit Üben. Keine Mädels, kein Bier, keine Freunde! Gitarrespielen war so ziemlich alles, was mir wichtig war. Aber ich kannte niemand anderes, der sich damals für den Blues interessierte. Und so spielte ich für mich selbst zu Platten. So hatte ich keine Möglichkeit, mich selbst zu testen, bis ich zusammen mit den Typen von The Hoax, meiner ersten Band zusammenkam und begann, in der Öffentlichkeit zu spielen. Die Zuhörer bei unseren ersten paar Gigs schienen Spaß an dem zu haben, was die Band und ich machten, und daraus schöpfte ich Selbstvertrauen.

3: Deine ersten Aufnahmen – hörst Du sie immer noch an? Wie beurteilst Du sie heute? Und gibt es welche, die Du nicht mehr anhören würdest?
Vor ein paar Monaten hab ich das erste Demoband von The Hoax angehört und auch wenn es ziemlich lustig und interessant war, werd ich das ehrlich gesagt für ne Weile nicht wieder anhören! Ich denke, man verändert sich und wächst als Musiker so sehr im Laufe der Jahre (das sollte man zumindest meiner Meinung nach), und wenn du Aufnahmen hörst, die du vor Jahren gemacht hast, scheinen sie gar nicht mehr wie von Dir zu klingen. Immer wenn ich mich selbst höre, wie ich vor 20 oder 25 Jahren gespielt habe, erwische ich mich dabei, wie ich mir zurufe: „Langsamer! LANGSAMER! HOL ERST MAL LUFT!“ Aber das ist der Enthusiasmus der Jugend, und der hat natürlich auch seine Vorteile.

4: Welche anderen Jobs hast Du gemacht, um Deine Musikkarriere zu unterstützen?
Bevor ich 1993 Profi wurde arbeitete ich in einer Marmeladenfabrik und habe buchstäblich sieben Stunden täglich Deckel auf Marmeladengläser geschraubt. Dann arbeitete ich in einem Wein- und Schnapsladen. In den letzten 20 Jahren war das Einzige, was ich gemacht habe, um Geld zu verdienen außer der Musik ein wenig Webseiten-Design. Ich hatte mit meiner Karriere wirklich Glück. Meine Eltern haben mich sehr unterstützt und halfen, wann immer sie konnten. Und ebenso hatte ich Glück, dass meine erste Band ziemlich erfolgreich war – nicht viele Musiker können das sagen. Wir mussten natürlich hart arbeiten, aber ich war glücklich, dass die anderen Mitglieder von The Hoax nicht nur im gleichen Dorf lebten wie ich, sondern auch auf die gleiche Musik abfuhren. Die acht Jahre mit The Hoax bilden das Fundament für alle meine Solounternehmen seither.

5: Wie schwer ist es, von seiner Musik zu leben? Und gibt es irgend etwas, dass diese Ziel für alle Musiker einfacher erreichbar machen würde?
Sehr sehr sehr sehr schwer. Und es wird noch schwerer. Was könnte es einfacher machen? Für den Anfang wäre es schon gut, wenn die Regierung nicht 11,5 Millionen Pfund bei der Kunstförderung streichen würde. Eine Menge Läden im Vereinigten Königreich können es sich einfach nicht leisten, den Musikern zu zahlen, was sie verdienten. Und so engagieren sie unterklassige Acts und darum hören die Leute auf, zu Live-Konzerten zu gehen. Großbritannien könnte sich ein Beispiel an einigen anderen europäischen Ländern nehmen, deren Regierungen Musik-Events mit Fördermitteln und Zuschüssen unterstützen.

6: Auf welchen Deiner eigenen Songs bist Du besonders stolz? Erzählst Du uns die Geschichte hinter dem Lied?
Das ist so, als würdest Du jemanden fragen, auf welches seiner Kinder er am meisten stolz ist. Ich bin auf sie alle stolz – aus unterschiedlichen Gründen. Aber wenn ich wirklich ein Lied herauspicken müsste, wäre das „Even After That“ vom zweiten AMOR-Album, wahrscheinlich weil es das ist, dass die ganzen Jahre immer einen Nerv bei den Hörern getroffen hat. Es ist wahrscheinlich das optimistischste, bedingungsloseste Liebeslied, das ich jemals geschrieben habe. Und ich hab Briefe von Fans bekommen, wo sie erzählten, dass das bei ihren Hochzeiten gespielt wurde. Ich selbst hab es auf Hochzeiten von Freunden gespielt, was immer etwas Besonderes ist. Ironischerweise schrieb ich es in einer Zeit, als ich an einem ziemlich dunklen Ort war und gerade überhaupt niemanden liebte. Lustig, wie das manchmal passiert.

7: Wenn Du zum Schreiben hinsetzt, was kommt zuerst – der Text, die Melodie oder die Idee für ein ganzes Lied?
Ich hab wirklich keine festgelegte Methode dafür. Manchmal taucht aus dem Nichts ein Text in meinem Kopf auf und ich schreibe dazu die Melodie für den Song. Manchmal klimpere ich einfach herum auf meiner Gitarre währen ich Tee trinke und Fußball oder was anderes anschaue, wenn ich plötzlich merke, dass ich das ein cooles Riff oder eine Akkordfolge gefunden habe. Aber in der Regel ist es so, wenn ich mich hinsetze und sage: „Ok, ich werde jetzt ein Lied schreiben!“, dann kommt stundenlang nichts heraus.

8. Erzähl uns was über das Lieblingsinstrument in Deiner Sammlung. Gibt es irgend ein anderes Instrument, dass du gerne hättest oder spielen lernen möchtest?
Das ist meine 1992er Fender Stratocaster. Ich kaufte sie nagelneu mit ein wenig Hilfe von meinem Vater, der seine Klarinette in Zahlung gab, damit ich sie bezahlen konnte. Sie hab ich seither gespielt und missbraucht überall auf der Welt. Bei meinen Fans ist sie zu einem ikonenhaften Markenzeichen geworden, was ziemlich schön ist. Ich wollte eigentlich nie wirklich ein anderes Instrument spielen lernen. Manchmal liebäugelte ich damit, mir eine Bluesharp zu besorgen. Aber seien wir ehrlich: Es gibt doch nichts, was sexier ist, als eine Gitarre, oder?

9. Wo möchtest Du Deine Karriere gerne hinführen sehen in der Zukunft? Was sind Deine wichtigsten Ziele?
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, wo sie hinführt. Wenn es Zeit ist, ein neues Album zu machen, weiß ich nie, wie es werden wird. Und genau so mag ich es. Einige Leute haben gesagt, genau dass war es, was mich im Laufe der Jahre immer aufgehalten hat, immer von einer Stimmung zur nächsten zu springen und nie wirklich zu irgendeiner Szene zu gehören oder in eine Schublade einsortiert zu werden. Ich denke, dass ist in gewisser Weise eine faire Kritik, aber dennoch ist es genau so, wie ich es mag. Zur Zeit habe ich keine Ambitionen in der Musik, außer dass ich davon meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Das ist Erfolg, wie ich ihn sehe.

10: Was machst Du außer Musik am liebsten?
Ich bin ein großer Sportfan, hauptsächlich Fußball und Kricket. Einmal in der Woche spiele ich selbst Fußball, wo sechs in jeder Mannschaft sind. Und wann immer möglich schaue ich mir Spiele an. Ich gehe auch gern rennen, auch wenn meine armen Kniee älter werden und nicht mehr soviel aushalten. Spaß hab ich auch am Schreiben – zur Zeit sind Ideen für drei Bücher in meinem Kopf und ich kann mich nicht entscheiden, auf welches ich mich konzentrieren soll. Ich bin einfach kein guter Multi-Tasker. Und wenn man davon absieht: Ich mag Bier und Curry.

Zusatzfragen:

1: The Hoax werden bald für ein neues Album und ein paar Konzerte zurück kommen – warum habt Ihr Euch gerade jetzt dazu entschieden?
Die anderen Bandmitglieder wollten das schon vor etwa 18 Monaten tun, als wir ein paar Gigs gespielt hatten. Ich aber hatte mich selbst auf die Jon Armor Blues Group konzentriert und wollte mich da von nichts ablenken lassen. Ich glaub, das hat mich bei den anderen nicht sehr beliebt gemacht! Jetzt scheint es die richtige Zeit zu sein, nicht nur für mich, für uns alle. Und es ist großartig, dass da draußen noch immer ein Appetit auf das, was wir machen, vorhanden ist.

2: Die Band wurde von einigen als die beste Bluesband Großbritanniens bezeichnet. Warum wird sie Deiner Meinung nach von den Fans so geliebt?
Ich denke, es gib ein paar Puristen, die nicht wirklich mögen, was wir machen und das auch nie getan haben! Aber die Menschen, die uns lieben, scheinen von der Energie angesteckt zu werden, die wir auf der Bühne haben – wir haben Spaß bei den Auftritten, und so etwas ist ansteckend. Es gibt in der Band auch keine schwachen Glieder – wir sind alle starke Spieler und selbstbewusste Performer, keiner wird hier als „der Star“ betrachtet, jeder Fan scheint eigene Favoriten zu haben. Und wir haben einen großartigen Sänger, der starke Songs singt, was immer hilfreich ist!

3: Was sind eure konkreten Pläne? Werdet Ihr auch in Übersee auftreten?
Ende Mai fahren wir nach Kalifornien für ein paar Wochen für die Aufnahmen. Robin und Jesse wohnen ein wenig außerhalb von L.A. Das Album werden wir offiziell im August veröffentlichen, kurz bevor die Tour beginnt. Bei dieser Tournee besuchen wir nur Großbritannien und die Niederlande, unsere beiden stärksten Territorien. Wenn wir dann wieder auf Tour gehen, entweder Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres, werden wir versuchen, die Show auch in einige andere europäische Länder zu bringen. Und eine US-Tour wäre fabelhaft.

4: Wo können sich die Leser über Album und Tour informieren?
Sobald die Tour offiziell bestätigt ist, findet man alles auf der Webseite der Band (www.thehoax.co.uk). In der Zwischenzeit gibt es Updates auf der Facebook-Seite http://www.facebook.com/thehoaxuk.

5: Was war die beste CD eines anderen Künstlers, die Du in letzter Zeit gehört hast?
Jack White‘s „Blunderbuss“ hat auf mich einen großen Eindruck gemacht und seither kaum meine Playlist verlassen. Hugh Coltman‘s (Sänger bei The Hoax) letzte CD ist ziemlich cool – aber verrat ihm nicht, dass ich das gesagt habe…