Seit die Gitarristin Chantel McGregor 2011 ihr Debüt veröffentlichte, wird sie in Großbritannien mit Nominierungen und Auszeichnungen regelrecht überhäuft. Für die British Blues Awards 2014 etwa steht sie auf der Liste für die besten Gitarristinnen.
1: Was war Dein frühester Musikgeschmack und wie hast Du die Welt des Blues entdeckt?
Wie die meisten Kinder wuchs ich mit einem Mix der Musik auf, die meine Eltern hörten. Und es war normalerweise gitarrenbasierte Musik, die durch unser Haus klang, Bands wie Led Zeppelin, Free, Hendrix, Fleetwood Mac und so weiter. Tatsächlich ist eine meiner frühesten Erinnerungen von Musik „Rumours“ von Fleetwood Mac – Stevie Nicks ist mein Idol, seit ich ein Kleinkind war!
2: Wer waren die Künstler, die dich dazu brachten, dass Du diese Musik spielen wolltest. Und wann stelltest Du fest, dass Du dazu das Talent hast?
Es ist seltsam, denn ich hab niemals wirklich Leute angehört und gedacht: So will ich auch spielen. Das passiert noch immer nicht. Eine Menge junger Spieler hören einen Gitarristen und wollen dieser Gitarrist werden. So sitzen sie in ihren Schlafzimmern und lernen die Riffs, den Stil und den Tone von jemand anderem. Das hab ich nie gemacht. Ich wollte schon immer mein eigenes Ding machen, in meinem eigenen Stil improvisieren und meinen eigenen Klang erschaffen. Um auf Teil zwei der Frage zu kommen: Ich glaube nicht, dass Du jemals Dein eigenes Talent erkennst. Du solltest Dir gegenüber immer kritisch sein, es gibt immer etwas, was Du verbessern kannst.
3: Deine ersten Aufnahmen – hörst Du sie immer noch an? Wie beurteilst Du sie heute? Und gibt es welche, die Du nicht mehr anhören würdest?
Ich weiß gar nicht, wo meine ersten Aufnahmen sind. Ich weiß, dass es Bänder von mir gibt, auf denen ich mit etwa zwei Jahren Kinderlieder singe. Aber alles was wirklich mit Musik zu tun hat, ist verloren gegangen. Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, bekam ich einen Vier-Spur-Recorder geschenkt, den ich nutzte, um Ideen festzuhalten und meine eigene eingebildeten Radiosendungen aufzunehmen. Aber ich bin mir nicht sicher, was mit dem Recorder und den Bändern passiert ist.
4: Welche anderen Jobs hast Du gemacht, um Deine Musikkarriere zu unterstützen?
Ich hab eigentich nie etwas anderes gemacht. Ich hab mein Abitur gemacht, die Schule verlassen, machte mein Diplom und dann einen Abschluss am Leeds College of Music. Und während ich an meinem Abschluss arbeitete, stellte ich meine Band zusammen und trat auf. Als ich die Universität verließ, hatte ich meine Karriere vorbereitet und begann professionell auf Tour zu gehen.
5: Wie schwer ist es, von seiner Musik zu leben? Und gibt es irgend etwas, dass diese Ziel für alle Musiker einfacher erreichbar machen würde?
Es ist eine sehr harte Branche, in die man sich da begibt, sowohl von der Menge an Arbeit, die man einbringen muss als auch von der Menge an Geld, dass man zu investieren hat. Und es fehlt zunächst die Anerkennung finanzieller und professioneller Art. Aber wenn Du es richtig machst, 24 Stunden täglich arbeitest und Dich komplett darauf einlässt, kann es sehr lohnend sein. Du musst nur darauf vorbereitet sein, eine Menge Opfer zu bringen.
6: Auf welchen Deiner eigenen Songs bist Du besonders stolz? Erzählst Du uns die Geschichte hinter dem Lied?
Ich glaub, am stolzesten bin ich auf „Fabulous“. Das ist ein Rock-Pop-Song, den ich für mein erstes Album schrieb, er entstand sehr schnell. Ich dachte daran, ein Lied über das Partyfeiern am Wochenende zu schreiben. Und innerhalb von einigen Stunden war „Fabulous“ geschrieben. Es ist ein guter Song, zu dem prima tanzen kann!
7: Wenn Du Dich zum Schreiben hinsetzt, was kommt zuerst – der Text, die Melodie oder die Idee für ein ganzes Lied?
Ich hab eigentlich keine Methode für das Schreiben. Jedes Mal passiert es auf andere Weise. Manchmal versuche ich, auf meinem Telefon den Text zu schreiben. Ein anderes Mal schnappe ich mir eine Gitarre und finde die passenden Harmonien. Und manchmal passen diese beiden Teile auf magische Weise zusammen. Und manchmal kommt überhaupt nichts. Songschreiben ist eine von den schwer fassbaren Sachen.
8: Erzähl uns was über das Lieblingsinstrument in Deiner Sammlung. Gibt es irgend ein anderes Instrument, dass du gerne hättest oder spielen lernen möchtest?
Ich habe drei Liebingsgitarren, eine PRS Custom 24, eine Music Man Petrucci und eine Fender Stratocaster, die mein Vater modifiziert hat. Sie sind alle verschieden, fühlen sich für mich aber perfekt an. Es hängt ganz vom Song ab, wann immer ich sie spiele, fühlen sie sich in meinen Händen ganz natürlich an. Das Gefühl hab ich nicht bei vielen Gitarren. Ich hätte gern einen großen Flügel und würde ihn auch gerne spielen können. Aber das wäre wohl eine Art von Verschwendung. Denn meine pianistischen Fähigkeiten sind beschränkt auf „Chopsticks“ [in Schwierigkeit und Nervigkeit bei den Zuhörern vergleichbar dem „Flohwalzer“ in Deutschland. Anmerkung R.N.].
9: Wo möchtest Du Deine Karriere gerne hinführen sehen in der Zukunft? Was sind Deine wichtigsten Ziele?
Mein nächstes Ziel ist es, das Schreiben meines zweiten Albums abzuschließen, es aufzunehmen und zu veröffentlichen. Für später in diesem Jahr hab ich eine Europatour geplant, bei der auch Deutschland eingeschlossen ist. Das wird eine Menge Spaß machen. Ich glaub, meine Zukunft hält noch jede Menge Touren bereit. Mein größtes Ziel ist es, glückich zu sein und Erfolg zu haben bei dem, was ich mache. So lange alles gut läuft und ich Spaß habe: Was kann ein Mädchen noch mehr wollen!
10: Was machst Du außer Musik am liebsten?
Ich reise gern, entdecke andere Orte, mag Shopping und unterschiedliche Speisen und Getränke auszuprobieren.
Zusatzfragen
1: Was ist das großartigste Gitarrenriff, das Du jemals gehört hast? Dasjenige, das Du am ehesten aus Spaß spielst?
Zur Zeit bin ich verrückt nach Prince. Daher ist es wahrscheinlich „Let‘s Go Crazy“, die Live-Version. Ich jamme darauf bei den Soundchecks seit ich ihn im Mai spielen sah.
2: Bekommst Du jemals seltsame Blicke aus dem Publikum, weil sie nicht erwartet haben, dass eine Frau derartig gut spielen kann?
Die bekomme ich bei den meisten Shows, das ist wirklich lustig zu beobachten. Ich hab Spaß dran zu beobachten, wie die Leute realisieren, dass Mädels Gitarre spielen können – ein wirklich großer Spaß!
3: Was isst Du am liebsten: Schokolade, Kuchen oder Bonbons?
Ich muss sagen: Schokolade, dass ist eindeutig meine Schwäche!